Kleine Fische

Ein scheinbar nicht sehr aufregender Fall

Adelige genießen viele durch ihre Geburt verliehene Vorrechte, besonders in der viktorianischen Gesellschaft des Vereinigten Königreiches. Eines dieser Vorrechte ist es, dass Normalsterbliche dem Ruf eines Adligen sofort und mit Selbstverständlichkeit Folge leisten, wenn dieser sie ereilt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Detektive an einem verschneiten Dezembertag des Jahres 1892 alles stehen und liegen lassen, um sich pünktlich um 16 Uhr in der bereits einbrechenden Abenddämmerung vor dem traditionsreichen White`s Club in der St. James‘ Street einzufinden, wohin sie Lord Benjamin Goodall, bekanntermaßen Bruder des Herzogs von Edingburgh, für diese Stunde bestellt hat.

An der Garderobe können die Detektive ihre Mäntel zurücklassen und ihr (infolge des Schnees) sicherlich nasses Schuhwerk für die Dauer ihres Besuchs gegen bequeme Filzpantinen austauschen; dann werden sie von einem zuvorkommenden Angestellten des Clubs durch zahlreiche ehrwürdige Hallen und über viele Treppen in die Bibliothek geführt. Dort befindet sich derzeit nur ein älterer Mann, der in einem bequemen Sessel sitzt und die aktuelle Ausgabe der Times studiert. Bei der Ankunft der Detektive begrüßt er diese, stellt sich selbst als Lord Goodall vor, dankt ihnen für ihr pünktliches Erscheinen und lädt sie ein, sich zu setzen. Nachdem er allen dicke Zigarren angeboten hat, kommt er schnell zum Grund seiner Einladung:

Es handelt sich um seine Frau, Lady Goodall, genauer gesagt um deren Liebling (der Lord stößt einen lauten Seufzer aus), einen ziemlich wertvollen Pekinesen mit dem würdevollen Namen Scotty. Dieser ist vor drei Tagen entführt worden! Einen Tag später erreichte seine Lordschaft dann ein anonymer Brief, in dem die unbekannten Delinquenten die Rückgabe des Hundes gegen eine Zahlung der hohen Summe von £150 anboten. Bei Einschaltung der Polizei drohten sie damit, Scottys Ohren einzeln per Post zuzuschicken. Für Lady Goodall ist der Verlust des Hundes (hier seufzt Lord Goodall wieder hörbar) natürlich ein Katastrophe, und seitdem hängt der Haussegen ordentlich schief, zumal Lord Goodall nicht bereit ist, so viel Geld für diesen lebenden Bettvorleger auszugeben, der ihn durch sein ständiges Gekläffe gewaltig stört und der seine kleinen Geschäfte mit Vorliebe auf des Lords Sesseln verrichtet (er drückt das natürlich diplomatischer aus). Trotz der Drohung der Entführer hat sich Goodall jetzt entschlossen, einige fähige Ermittler einzuschalten, um den Hund ohne Zahlung des Lösegeldes wiederzubeschaffen. Natürlich darf seine Gattin nichts davon wissen, die er in dem Glauben gelassen hat, natürlich die geforderten £150 zu bezahlen!

Goodall ist bereit, den Detektiven äußerst großzügige £5 pro Tag der Suche und noch einmal £15 als Prämie im Erfolgsfalle zu zahlen. Versprechen diese, den Pekinesen zu suchen, lädt seine Lordschaft sie für den nächsten Tag um 15 Uhr in seine Villa in der Kensington Road 36 ein, da Lady Goodall zu der Zeit bei Freunden eingeladen ist und die Detektive dann mit Miss Hawser, ihrer Gesellschafterin, reden können, der der Hund bei einem Spaziergang abhanden gekommen ist. Sämtliche weitere Fragen der Detektive zum Hergang der Tat verschiebt der Lord auf den nächsten Tag und entlässt seine Besucher dann.

Zu Besuch bei der besseren Gesellschaft

Am nächsten Tag finden sich die Detektive (hoffentlich pünktlich) vor Lord Goodalls prachtvoller georgianischer Stadtvilla in der Kensington Road, Höhe Addison Road, ein. Ein livrierter, steifer Butler öffnet ihnen die Tür und führt sie, nachdem sie sich wieder ihrer Überkleidung und ihres nassen Schuhwerks entledigt haben, in den Rauchersalon. Sie haben einige Schwierigkeiten, in dem dort herrschenden Qualm etwas zu sehen, doch dann erkennen sie seine Lordschaft an einem Tisch am Fenster, gerade eine Tasse Tee zu sich nehmend. Bei der Ankunft der Detektive erhebt sich Goodall, bittet den Butler, noch weiteres Geschirr zu bringen sowie Miss Hawser Bescheid zu sagen und lädt seine Gäste ein, sich zu ihm zu setzen.

Nach kurzer Zeit betritt Martha Hawser, die Gesellschafterin von Lady Goodall, den Raum und nimmt ebenfalls Platz. Da sie es war, die Scotty zuletzt sah, lässt Lord Goodall einfach sie den Tathergang berichten:

„Ich führte den kleinen Scotty wie jeden Nachmittag im nahen Holland Park spazieren. Sie müssen wissen, dass Mylady den Hund nur mir anvertraut! Nun jedenfalls waren wir etwa zehn Minuten unterwegs gewesen, als ich plötzlich ein Baby sah, das von einem Kindermädchen im Wagen geschoben wurde. Ich fand das Baby so süß, dass ich angehalten, es einige Zeit betrachtet und mich mit der Frau kurz unterhalten habe. In der Zeit beging ich den großen Fehler, nicht auf den Hund zu achten, aber er war ja auch angeleint. Mylady hat mir niemals erlaubt, ihn frei laufen zu lassen! Als ich dann weitergehen wollte, fand ich die Hundeleine zerschnitten und Scotty verschwunden. Auch das Kindermädchen hatte nichts bemerkt.“

Am Tag nach diesem mysteriösen Vorfall im Holland Park erreichte Lord Goodall der bereits erwähnte anonyme Brief, den er aufbewahrt hat und den Detektiven vorzeigen kann. Sein Inhalt lautet:

WEN SIE DEN KÖTER LEBENT WIEDERHABEN WOLLEN LEGEN SIE SOFORT £150, IN EINEM FERSIEGELTEN UMSCHLAG MIT DEM NAMEN GERALD IDAN UND DEPONIEREN SIE IHN IM FUNTBÜRO IN DER ST. JAMES PARK STATIONN. SOLTEN SIE DIE POLIZEI EINSCHALTEN SCHNEIDEN WIR DEM KLÄFER DIE OHREN AB, UND SCHIKEN SIE IHNEN EINZELN ZU!“

Weitere Informationen:

1. Um die kraklige Handschrift als die eines Mannes (der noch dazu in Grammatik und Orthographie nicht sehr beschlagen war) zu identifizieren, muss man kein Graphologe sein. Lord Goodall händigt das Schreiben in seinem originalen Umschlag aus, so dass die SC mit einem Blick auf den Poststempel feststellen, dass der Brief auf dem Hauptpostamt in St. Martin`s le Grand aufgegeben wurde und nicht an Lord Goodall, sondern an dessen Gattin adressiert war. Der oder die Erpresser scheinen genau zu wissen, wer dafür sorgen wird, dass sie ihr Geld tatsächlich bekommen werden, und wer hingegen seiner Gattin den Brief womöglich gar nicht zeigen würde, um sie nicht zu beunruhigen (und vor allem nicht zu zahlen).

2. Auf Verlangen der Detektive kann Lord Goodall Miss Hawser auch die Hundeleine holen lassen: Sie wurde tatsächlich glatt durchtrennt, wahrscheinlich mit einem scharfen Messer.

3. Die Detektive können Miss Hawser auch um eine Beschreibung des Kindermädchens mit dem Kinderwagen bitten, doch diese fällt sehr oberflächlich aus und dürfte vermutlich auf jede zweite jüngere Frau in London zutreffen; die Gesellschafterin entschuldigt sich jedoch damit, dass sie fast ausschließlich das Baby betrachtet habe, weniger das Kindermädchen.

Wenn die Detektive keine Fragen mehr an Miss Hawser haben, entfernt sie sich mit Lord Goodalls Erlaubnis.

Seine Lordschaft gibt zu, dass Marthas Geschichte nicht sehr glaubwürdig klingt und sie eigentlich die erste Tatverdächtige sein müsste. Er betont jedoch ihre Zuverlässigkeit und beteuert, dass das ehrliche und anständige Mädchen über jeden Verdacht erhaben sei. Auch Lady Goodall setzt unbedingtes Vertrauen in ihre Gesellschafterin, der sie ja immerhin als einzige sogar erlaubte, mit Scotty Gassi zu gehen. Selbst sie in ihrem Zorn hat zugegeben, dass das Verschwinden des Hundes nicht Marthas Schuld war.

Mehr Informationen kann Lord Goodall nicht geben. Auch hat er sich noch nicht um das in dem Brief angegebene Fundbüro gekümmert, da er dies als die Aufgabe von Berufsdetektiven ansah. Mit der Bitte, täglich um die Mittagszeit an der Garderobe des White`s Club eine Nachricht über den Fortgang ihrer Ermittlungen für ihn zu hinterlassen, verabschiedet er sie.

Das erste Auswerfen der Netze

Das in dem Erpresserbrief genannte Fundbüro in der St. James‘ Park Station ist der einzige Ansatzpunkt für die Detektive, so dass sie sich wohl zuerst dorthin wenden werden (vielleicht wollen sie auch bereits ohne Wissen des Lords Erkundigungen über Martha Hawser einziehen – weitere Informationen über sie finden sich an späterer Stelle im Text). Hier werden alle Gegenstände hinterlegt, die den Benutzern der Untergrundbahn abhanden gekommen sind, damit sie sie später wieder abholen können. Das Büro schließt um 17:30 Uhr, so dass sich die Detektive nach dem Besuch bei Lord Goodall beeilen müssen, wollen sie noch am selben Tag mit den Beamten reden.

Der Schalterbeamte ist genauso beschäftigt wie unfreundlich. Da die Detektive nicht die einzigen sind, die sich am späten Nachmittag in dem Büro aufhalten, ist er sehr kurz angebunden und beantwortet keine Fragen, es sei denn, sie kommen von der Polizei, oder einer von ihnen gibt sich als Gerald Idan aus und macht geltend, bei einer Untergrundbahnfahrt einen Briefumschlag verloren zu haben. In diesem Fall blättert der Beamte in seinen Unterlagen nach und erklärt dann, dass gegen 15 Uhr eine Frau vorbeikam und den Umschlag abgab, auf dem „Gerald Idan“ stand. Vor etwa einer halben Stunde tauchte der Besitzer auf und holte ihn ab. Da die Finderin auf sämtliche Finderlohnansprüche verzichtet hatte, musste er lediglich mit seiner Unterschrift den Empfang quittieren, aber keine Adresse hinterlassen. An die Frau erinnert sich der Beamte noch wegen ihrer eleganten Erscheinung, während er sich an den angeblichen Gerald Idan nicht mehr richtig entsinnen kann („Sie sehen ja, was hier zu tun ist!“). Er ist sich nicht ganz sicher, meint aber, dass der Mann eine eher billige Erscheinung war, eine dunkle Wollmütze trug und bereits am Vortag einmal vorgesprochen hatte. Können die Detektive den Schalterbeamten überreden, ihnen die Empfangsbestätigung zu zeigen, sehen sie eindeutig dieselbe Schrift wie im Erpresserbrief vor sich.

Weder in den Einwohnerlisten noch in den Polizeiakten (sofern die Detektive Zugriff darauf haben) ist ein Gerald Idan vermerkt. Sie können auch weder das Baby, noch das Kindermädchen, mit dem Miss Hawser zum Zeitpunkt der Entführung geredet hatte, noch andere Personen, die sich zur fraglichen Zeit im Holland Park aufhielten, ausfindig machen. Auch alle anderen Aktionen, wie beispielsweise die Beschattung Martha Hawsers, bringen keine Ergebnisse.

Lord und Lady Goodall sind an diesem Tag nicht mehr erreichbar, so dass die Detektive nicht nachfragen können, ob es Lady Goodall war, die das Geld deponierte (allerdings ist auch niemand sonst denkbar).

Das Fangverbot

Der Hund ist wieder da:

Als die Detektive am nächsten Tag um die Mittagszeit wie verabredet eine Nachricht beim Portier des White`s Club hinterlegen, lässt dieser sie gleich von einem Bediensteten in den Speisesaal führen, wo Lord Goodall gerade mit einigen Bekannten diniert. Als er die Detektive sieht, springt er auf und zieht sich mit ihnen in eine Fensternische zurück. Dort eröffnet ihnen der etwas peinlich berührte Lord, dass sich das Problem gelöst habe: Am gestrigen Nachmittag (während ihres gemeinsamen Teetrinkens in der Kensington Road), ist seine Gattin ohne sein Wissen zu dem Fundbüro gefahren und hat dort den von den Erpressern gewünschten Umschlag mit £150 darin abgegeben. Am Vormittag saß der Hund nun vor der Haustür – zu Lady Goodalls Freude und zu Lord Goodalls Erleichterung (über Lady Goodalls Freude) unversehrt. Seine Gattin hat das Geld zwar aus seiner Sparschatulle genommen, aber trotzdem ist Lord Goodall froh über diesen Verlauf der Ereignisse: Das Geld ist weg, was man nun nicht mehr ändern kann, dafür hat aber seine Gattin ihren Liebling zurück, und der Haussegen hängt wieder gerade. Er wird nach dem Mittagessen die Erpressung bei der Polizei anzeigen und dieser – wo Scotty ja jetzt nichts mehr passieren kann – alles weitere überlassen. Er verspricht sich natürlich nicht viel davon, scheint aber £150 leicht verschmerzen zu können.

Natürlich zahlt seine Lordschaft den Detektiven das vereinbarte Entgelt (inklusive der Erfolgsprämie), obwohl sie ihm nicht sehr nützlich waren.

Was die Detektive weiter unternehmen können:

Wenngleich die Detektive keinen Grund haben, die Sache weiter zu verfolgen, könnten sie Martha Hawser so tief misstrauen und ein weiteres Verbrechen befürchten (falls sie ihre Erfahrung als Spieler nicht von dem Wissen ihrer Spielercharaktere trennen können), dass sie ihre Überwachung fortsetzen wollen. In diesem Fall bekommen sie vielleicht mit, wie Martha an ihrem freien Nachmittag am nächsten Tag mit der Untergrundbahn in die Innenstadt fährt, dort an der Haltestelle Oxford Circus aussteigt und eine kleine Restauration der Mittelklasse betritt. Sie trifft sich dort mit einem jungen, etwas schäbig gekleideten und verschlagen aussehenden Mann, den sie bei der Begrüßung inniglich umarmt. Das Gespräch während des Essens verläuft ernster: Aufmerksame Beobachter erkennen, dass ER SIE anscheinend von irgendeiner Sache überzeugen will, die ihre strikte Abneigung findet. Letztendlich ist sie aber doch einverstanden. Beim Abschied fällt auf, dass SIE das Essen bezahlt. Eine Verfolgung des jungen Mannes ist zwecklos, weil er schon bald im Gewühl der Oxford Street untertaucht.

Wollen die Spieler sich auch weiterhin mit Martha Hawser oder dem Fall des entführten Pekinesen befassen, sollte der Spielleiter sie sanft daran erinnern, dass sie auch anderes zu tun haben. Sollten sie jedoch hartnäckig bleiben, können die Detektive auch Zeuge eines weiteren Zusammentreffens der beiden werden, diesmal jedoch im nahen Holland Park; Martha begleitet dort Lady Goodall und Scotty (erstere erlaubt nun überhaupt niemandem mehr, ihren Liebling auszuführen). Während Mylady und der Hund auf einer Parkbank verschnaufen, gibt Martha vor, eine Brosche verloren zu haben und entfernt sich kurz, um danach zu suchen. An einem Denkmal des Flottenadmirals Hatches trifft sie jedoch kurz den jungen Mann aus der Gaststätte und steckt ihm hastig einen Umschlag zu, aus dem einige Schilling-Noten lugen. Wieder hat eine Verfolgung des jungen Mannes keinen Erfolg.

Alle Hinweise, es drohe ein neues Verbrechen, ignoriert Lord Goodall. Werden die Detektive lästig, bittet er sie sehr höflich, aber auch sehr bestimmt, ihn in Ruhe zu lassen. Ab diesem Zeitpunkt wird er dafür sorgen, dass sie den White`s Club nicht mehr betreten.

Ein kleiner Fisch spielt Killerhai

Wie die Spieler wahrscheinlich vermuten (ihre Detektive können es ja nicht), ist Scottys Wiederauftauchen natürlich nicht der Schlusspunkt der Ereignisse um die kleinen Fische. Und tatsächlich: Fünf Tage, nachdem sie von Lord Goodall im White`s Club ausbezahlt worden sind, hören sie erneut von ihm, allerdings zu einer ziemlich unliebsamen Zeit:

Es ist bereits zwei Stunden nach Mitternacht, als der erste der Detektive von Goodalls aufgeregtem Kutscher aus dem Bett geholt wird, der sichtlich geschockt etwas von einer großen Katastrophe stammelt und ihn bittet, sich so schnell wie möglich anzuziehen und ihn umgehend in der bereitstehenden Privatdroschke zu Lord Goodall zu begleiten. Den Grund für die nächtliche Störung zu nennen, fällt ihm nur ein, wenn er direkt danach gefragt wird: „Mylady – sie ist tot! Man hat sie ermordet!“

Bevor er die Fahrt nach Kensington antritt, holt der Kutscher auch alle anderen Detektive ab.

Seine Lordschaft erwartet die Detektive mit einigen seiner Dienstboten in der Eingangshalle seiner Villa – leichenblass und schwer nach Atem ringend. Voll Trauer eröffnet er ihnen (dabei sogar eine Begrüßung und den Dank für ihr schnelles Erscheinen vergessend), dass seine geliebte Gattin in ihrem Schlafzimmer von einem Einbrecher ermordet worden sei. Dann führt er sie, von seinem Butler gestützt, zum Tatort, wo seine Gattin in einer großen Blutlache auf dem Bauch vor dem Kamin liegt, neben ihr ein gusseiserner, blutbefleckter Schürhaken. Die Detektive bedürfen keines Gerichtsmediziners, um zu erkennen, dass die bedauernswerte Frau durch einen Schlag mit eben diesem Schürhaken auf die Stirn getötet worden ist.

Der tragische Ausgang eines fröhlichen Abends

Lord Goodall erzählt, dass er an diesem Abend mit seiner Gattin zu einer von diesen normalerweise so entsetzlich langweiligen, diesmal aber erfreulich unterhaltsamen Parties eines Freundes eingeladen gewesen war. Lady Goodall wurde früh müde und klagte über Kopfschmerzen, aber weil er selbst noch bleiben wollte, fuhr sie kurz nach Mitternacht alleine nach Hause (dies war nicht gerade üblich bei ihr, denn normalerweise liebte sie – trotz ihres Alters – derartige Feiern und blieb meistens bis spät in die Nacht hinein). Lord Goodall folgte einige Zeit später und ging, wie er es immer tat, wenn er nach ihr nach Hause kam, in das Schlafzimmer seiner Gattin (sie haben getrennte Schlafzimmer), um ihr ein Gute-Nacht-Bussi auf die Wange zu drücken. Bei dieser Gelegenheit machte er die grausige Entdeckung.

Lady Goodalls Zofe Emma Shancke kann ergänzen, dass Lady Goodall gegen halb eins in der Villa ankam, wo sie sich direkt im Umkleidezimmer (dies liegt dem Schlafzimmer gegenüber auf der anderen Seite des Korridors) von ihr beim Entkleiden helfen ließ. In ihrem Morgenmantel begab sich Mylady dann in ihr Schlafzimmer. Das letzte, was die Zofe von ihr hörte, war, wie sie beim Öffnen der Tür ausrief: „Scotty, hier ist dein Frauchen!“

Die Zofe selbst ordnete noch kurz die abgelegte Garderobe und ging dann ebenfalls zu Bett. Einen Schrei oder ein sonstiges Geräusch (etwa Scottys freudiges Kläffen) hat weder sie noch sonst ein Hausbewohner gehört. Dies erklären sie sich auf Nachfragen der Detektive aber damit, dass die Wände der Villa doch recht dick sind. Lady Goodalls Zimmer betrat die Zofe nach deren Rückkehr nicht mehr, weil sie bereits gegen halb elf das Bett gerichtet hatte. Zu der Zeit lag Scotty noch wie üblich friedlich schlummernd auf der Überdecke.

Auf Indiziensuche

Die Spuren und Hinweise, die die Detektive auf den ersten Blick oder durch Nachforschungen am und um den Tatort herum finden können, werden im folgenden aufgelistet. Um sie zu erlangen, sind teilweise Befragungen von Lord Goodall und Emma Shancke erforderlich.

· Die Tote trägt ein Nachthemd und darüber einen Morgenmantel. Die Überdecke des Bettes ist zwar zurückgeschlagen, dieses jedoch unbenutzt.

· Im Zimmer herrscht ein heilloses Chaos. Alle Schubladen der Kommoden und des Schreibtisches wurden herausgerissen; der Inhalt ist jetzt auf dem Boden verstreut.

· Nirgendwo ist eine Spur des Pekinesen zu entdecken, der für gewöhnlich auf dem Bett seines Frauchens schlief, wenn diese mal ohne ihn ausging. Niemand hat an diesem Abend sein impertinentes Bellen gehört.

· Der gesamte Schmuck von Lady Goodall, ihre Geldbörse und ihr goldener Federkiel fehlen (Lord Goodall).

· Die goldene Armbanduhr, die Lady Goodall auch nachts trug (Emma Shancke), ist von ihrem Handgelenk verschwunden (Lord Goodall).

· Den Schmuck, den Lady Goodall nicht gerade am Leibe trug, versteckte sie immer in einer verschließbaren, massiven Buchattrappe auf einem der Regale, welche aber nun fehlt; alle anderen Bücher stehen noch wohlgeordnet an ihrem Platz (Lord Goodall und Emma Shancke). Neben Goodall und Shancke wusste auch Martha Hawser von der Buchattrappe.

· In der Tasche des Morgenmantels der Toten finden sich einige wertvoll aussehende Schmuckstücke, bei denen es sich jedoch um gutgemachte Imitate von Lady Goodalls Original-Schmuck handelt. Lady Goodall trug auf solchen Parties nie kostbarere Sachen, sondern stets Imitate. (Lord Goodall und Emma Shancke). Der falsche Schmuck ist komplett. (Emma Shancke). Von den Imitaten wusste neben Goodall und Shancke wiederum nur Martha Hawser.

· Die große Verandatür steht ein Stück offen (weshalb es im Zimmer lausig kalt ist und der Wind bereits einige Schneewehen hineingetrieben hat). Beschädigungen weist sie keine auf, während der kleine Schlüssel, der stets im Türschloss steckte (Lord Goodall und Emma Shancke), nirgends zu finden ist. Lord Goodalls erste Reaktionen nach der Entdeckung der Leiche war es übrigens, die Tür zu schließen, so dass die Detektive höchstens seine Fingerabdrücke auf der Klinke finden werden. Später ließ er die Verandatür wieder öffnen, um für die Detektive alles so herzurichten, wie er es angetroffen hatte.

· Überall im Zimmer haben sich kleine Wasserpfützen gebildet; an diesen Stellen hat sich der Einbrecher wahrscheinlich mit seinen schneeigen Stiefeln aufgehalten. Auch an der Tür ist eine Wasserlache zu finden.

· Stiefelspuren können von den Detektiven über die Veranda, durch ein paar Blumenbeete und über den Rasen bis zu der hohen Gartenmauer verfolgt werden, wo sie verschwinden. Hinter der Mauer liegt der Gehweg der Addison Road. Von dort kam der Einbrecher auch. Die Spuren, die er auf dem Hinweg hinterlassen hat, sind jedoch bereits fast von dem permanent rieselnden Neuschnee zugeschüttet worden.

· An der Gartenmauer hat der Einbrecher anscheinend etwas verloren: einen zusammengeknüllten Zettel, auf dem mit feinen, zierlichen Strichen die Rückfront der Villa, in der auch das Schlafzimmer der verschiedenen Lady Goodall liegt, mit allen Fenstern und Türen verzeichnet ist. Die Verandatür wurde mit einem roten Pfeil markiert.

· Auf dem Gehweg der Addison Road (etwa zehn Meter von der Stelle entfernt, wo der Einbrecher bei seiner Flucht die Gartenmauer überwunden hat und von dort nicht zu sehen) liegt eine schmutzig-blaue Wollmütze.

Alles deutet also darauf hin, dass ein von außen eindringender Einbrecher Hilfe von einem Verbündeten innerhalb des Hauses bekam, der Lady Goodalls Gewohnheiten sehr gut kannte. Nur so ist es zu erklären, dass die Verandatür ohne irgendwelche Beschädigungen geöffnet wurde, der Dieb genau wusste, welchen Schmuck er mitnehmen musste und welchen nicht, und der Pekinese nicht im Zimmer war.

Die ausgeflogene Gesellschafterin

Spätestens wenn die Detektive sich zwecks Spurensuche ins Freie und auf den wegen unter einer dichten Schneedecke begrabenen Rasen begeben, fällt Lord Goodall auf (falls die Detektive nicht vorher bereits von sich aus nach ihr fragen – wovon auszugehen ist), dass er Martha Hawser bereits den ganzen Abend nicht mehr gesehen hat. Die anderen Dienstboten können aussagen, die Gesellschafterin zuletzt am frühen Abend bemerkt zu haben, als sie ankündigte, zeitig schlafen zu gehen. Der Butler führt die Detektive auf Wunsch zum Marthas Zimmer.

In Marthas Zimmer angekommen, fällt zuallererst auf, dass auf dem Bett der Pekinese liegt und friedlich schnarcht. Er kann nur mit Mühe geweckt werden und wirkt auch dann ziemlich benommen. Gerichtsmediziner und Kriminologen tippen auf ein starkes Betäubungsmittel, das Scotty verabreicht worden sein muss (in der Tat: eine Morphin-Verbindung).

Marthas Kleiderschrank ist aufgerissen, und einige Kleider liegen auf dem Boden verstreut. Die anscheinend stets bestens informierte Zofe weiß, dass ein Koffer und mehrere Kleidungsstücke wie beispielsweise ein Mantel fehlen. Auch die Schreibtischschubladen wurden durchwühlt. Eine Schachtel mit Marthas persönlicher Korrespondenz liegt auf einem Stuhl. Die Gesellschafterin hat jedoch nichts entfernt (was die Detektive nicht wissen können), sondern die Briefschachtel nur herausgenommen, um leichter an dahinter liegende Gegenstände zu gelangen.

Was außer den oben angesprochenen Kleidern noch fehlt, lässt sich schwerlich feststellen. Die Zofe ist jedoch sicher, dass Martha ein Tagebuch geführt hat, welches aber nicht auffindbar ist. Dafür finden die Detektive aber etwas anderes, das Martha Hawser bei ihrer offensichtlichen Flucht vergessen hat und das in einer Schublade ihres Nachttisches verborgen ist: ein etwas älteres Photo, dass Miss Hawser zusammen mit einem jüngeren, dunkelhaarigen Mann zeigt. Beide lachen herzhaft in die Kamera.

Den jungen Mann auf dem Photo kennt im Hause Goodall niemand, aber vielleicht tun die Detektive dies: Es ist der Jüngling, mit dem sich Martha nach Scottys Rückkehr zweimal getroffen hat. Er sah damals freilich etwas abgerissener aus als auf dem Bild. Ob Miss Hawser einen Freund oder überhaupt irgendwelche Bekannten hatte, weiß niemand zu sagen; Emma Shancke beteuert:: „Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Sie war immer so tugendhaft!“. Die Bediensteten können nicht einmal genau sagen, woher sie stammt („Von irgendwo außerhalb Londons!“) oder ob es noch Verwandte von ihr gibt, denn sie redete nie darüber. Allgemein war Miss Hawser jedoch bei ihnen beliebt, und trotz aller Indizien, die gegen sie sprechen, kann sich niemand so recht vorstellen (auch Lord Goodall immer noch nicht), dass sie mit einer solch schrecklichen Tat zu tun hat.

Martha wurde auch von niemandem in der Nähe der Villa gesehen. Nachforschungen bei anderen Anlaufstellen wie Eisenbahnhöfen oder Droschkenfahrern haben ebenfalls keinen Erfolg: Miss Hawser ist und bleibt spurlos verschwunden!

Scotland Yard

Spätestens wenn die Detektive sich in Martha Hawsers Zimmer begeben, wird Lord Goodall Scotland Yard informieren wird, falls nicht mindestens einer der Charaktere von dort stammt; gibt es tatsächlich keinen Detektiv, der Mitglied der Polizei ist, hat Lord Goodall sie übrigens deswegen zuerst benachrichtigt, weil er Vertrauen in ihre Fähigkeiten hat. Scotland Yard dagegen traut er nicht zu, den Mörder so rasch zu fassen, dass sein Name aus den Klatschspalten der Zeitungen herausgehalten wird; denn er braucht es wirklich nicht, dass seine – echte – Trauer über den Tod seiner Frau von der Öffentlichkeit verfolgt wird! Sind alle Spielercharaktere private Ermittler, wird er ihnen daher für die umgehende Aufklärung des Falles eine Erfolgsprämie von £100 pro Nase bieten. Die Polizei spielt dann im Verlaufe des Abenteuers keine Rolle mehr: Sie fahndet zwar nach Martha Hawser und auch nach dem Mann auf dem Photo (s.o.) als zweitem Täter, doch gelingen ihr keine entscheidenden Erkenntnisfortschritte (auch nicht, wenn die Detektive sie über den Stand ihrer eigenen Ermittlungen auf dem laufenden halten).

Der Hintergrund: die Geschichte von Martha und Jonathan

Waisen:

Es war einmal ein verwaistes Geschwisterpaar, das in der mittelenglischen Stadt Northampton bei einer Tante, einer ältlichen Witwe, aufwuchs. Die beiden – ihre Namen lauteten Martha und Jonathan – verstanden sich sehr gut und hielten stets fest zueinander, besonders gegenüber ihrer lieblosen und verbitterten Tante; der Druck der Umwelt schweißte sie zusammen. Als Martha, die ältere und intelligentere der beiden, dann ein erwachsenes Alter erreicht hatte, verließ sie das Haus der alten Dame und zog in die Hauptstadt, wo sie bald eine Anstellung als Gesellschafterin in einem adeligen Haushalt fand – bei Lord und Lady Goodall. Ihrem Bruder nahm sie vorher das Versprechen ab, in einigen Jahren ebenfalls nach London zu kommen. Dies war vor mittlerweile drei Jahren.

Auch der jüngere Bruder hielt es nicht mehr lange bei seiner Tante aus und folgte viel früher als von den beiden geplant – noch im Jünglingsalter stehend – seiner Schwester in die Hauptstadt nach. Er schrieb ihr allerdings nichts von seinen Plänen, da er erst eine Arbeit annehmen, zu Geld kommen und sie dann überraschen wollte. Jonathan war aber ein ziemlicher Taugenichts und fand keine Anstellung.

Abstieg:

Was folgte, war Jonathans völliger sozialer Abstieg in die Kreise des menschlichen Abfalls. Er begann, sich herumzutreiben, soff, prügelte sich, beging kleinere Diebstähle und Einbrüche. Trotz ein paar kürzerer Zuchthausstrafen geriet er durch falsche Freunde immer tiefer in den Sumpf der Kriminalität, wogegen auch eine nur kurze Zeit währende Anstellung bei einem der Londoner Docks nichts half: Wegen Aufsässigkeit und Unzuverlässigkeit wurde er schon bald wieder hinausgeworfen. Weiterhin wagte es Jonathan jedoch nicht, sich bei seiner Schwester zu melden (die in keinem Kontakt zu ihrer Tante mehr stand und daher immer noch nicht von Jonathans Anwesenheit in London wusste), wohl wegen des letzten Rests Schamgefühl, das ihm verblieben war.

Die Erpressung:

Doch dann kam der Zufall ins Spiel: Eines Tages trafen sich beide auf der Oxford Street. Martha war entsetzt darüber, wie ihr Bruder aussah und was aus ihm geworden war, und bereute es sofort, in trügerischer Sorglosigkeit bezüglich Jonathans Befinden den Kontakt abgebrochen zu haben, nur weil sie vor ihrer Tante ihre Londoner Adresse zu verheimlichen suchte. Da sie ihn jedoch immer noch liebte, sah sie ihn von da an ohne Wissen ihrer Herrschaft öfter, wobei sie ihm regelmäßig einen Teil ihres eigenen kleinen Gehalts zusteckte.

Da dies jedoch gerade ausreichte, um Jonathans Bedarf an dem teuflischen Opium zu decken, das ihn schon lange abhängig gemacht hatte, und er nach Marthas Erzählungen die Überzeugung gefasst hatte, ihre Herrschaft sei wie eine fette Gans, die man gut rupfen könne, plante er den ersten Coup gegen Lord und Lady Goodall: die Entführung des Pekinesen Scotty und die Erpressung von Lösegeld. Seine schwerste Aufgabe war es dabei, Martha zum Mitmachen zu bewegen, doch schließlich siegte deren Zuneigung zu ihrem Bruder über ihr Gewissen. Sie versuchte sich selbst zu trösten, indem sie sich einredete, alles sei eine einmalige Sache, die Goodalls hätten genug Geld und dem Hund werde ja nichts zustoßen.

Also traf sie sich an dem verabredeten Tag, anstatt mit Scotty Gassi zu gehen, mit Jonathan an der Untergrundbahnstation Notting Hill Gate und übergab ihm dort den Pekinesen. Jonathan brachte diesen dann in seine kleine Wohnung im düsteren Whitechapel, während Martha zu ihrer Herrin zurückkehrte und ihr die erfundene Geschichte von dem Spaziergang im Park, dem Baby und der durchschnittenen Hundeleine erzählte.

Die Erpressung gelang, und Martha sorgte erleichtert dafür, dass Scotty wirklich unbeschadet zu seinem Frauchen zurückkehrte. Ihre törichte Hoffnung, nun sei alles überstanden, wurde jedoch enttäuscht (wie ihr vermutlich jeder hätte sagen können): Jonathan gab sich natürlich mit dem Vorschuss nicht zufrieden, sondern wollte – nach dem ersten Erfolg leichtsinnig geworden – von den Goodalls mehr holen als läppische £150. Er setzte Martha skrupellos unter Druck und erpresste sie kaltblütig damit, ihrer Herrschaft ihre Rolle bei der angeblichen Entführung des Pekinesen zu verraten. So sehr sich seine Schwester dagegen sträubte und ihn beinahe anflehte, gab sie letztendlich doch nach.

Der Mord:

Martha erteilte Jonathan Auskünfte über Lady Goodalls Schmuck, fertigte ihm einen Plan der Rückfront der Stadtvilla in der Kensington Road an und versprach, ihm von innen die Verandatür zu öffnen (den Plan übergab sie ihm bei dem Treffen im Holland Park, das die Detektive vielleicht beobachtet haben).

Als das Ehepaar Goodall wieder einmal zu einer Party gegangen war, öffnete sie ihrem Bruder verabredungsgemäß gegen Mitternacht die Verandatür (wobei sie den Schlüssel unbewusst abzog und einsteckte). Den Hund hatte sie vorher betäubt und in ihr eigenes Zimmer gebracht. In Marthas Beisein nahm Jonathan die Buchkassette mit dem echten Schmuck an sich und durchwühlte anschließend den gesamten Raum.

Die Tragödie nahte in Form von Lady Goodall, die ungewöhnlich früh nach Hause gekommen war und das diebische Geschwisterpaar überraschte. Zuerst gewahrte sie jedoch nur Martha und das Chaos im Schlafzimmer, weshalb sie zwar einen leisen Ausruf des Erstaunens von sich gab, aber nicht hörbar schrie. Und bevor sie dies bei dem Anblick Jonathans, der sich hinter dem Kamin versteckt hielt, nachholen konnte, hatte dieser schon den Schürhaken gepackt und ohne Zögern zugeschlagen!

Während seine Schwester entsetzt zusammenbrach, blieb er zuerst überraschend ruhig und nahm sich noch die Zeit, der Leiche die Uhr abzunehmen (er durchsuchte die tote Lady Goodall jedoch nicht mehr, weshalb er die Schmuckimitate nicht fand). Als sein durch die Situation übersensibilisiertes Gehör ihm jedoch Schritte im Gang vorgaukelte, stieg schlagartig Panik in ihm empor und er floh ins Freie, ohne auch nur einen Gedanken an seine Schwester zu verschwenden.

Sobald die schmählich im Stich gelassene Martha wieder klar denken konnte und feststellte, dass ihre Herrin tot war, lief sie panisch auf ihr Zimmer und packte eilig einige Sachen zusammen. Sie wusste, dass Scotland Yard sehr schnell herausgefunden haben würde, wer das scheußliche Verbrechen begangen hatte (nämlich nicht nur Jonathan, sondern in ihren Schuldgefühlen auch sie selbst); also verließ Martha Hawser – selbst mehr Opfer als Täterin – für immer das Goodallsche Haus, um sich irgendwo außerhalb Londons zu verbergen – auch, um ihren Bruder, dem sie alles schnell verziehen hatte, zu schützen; sie weiß, dass ihm die Todesstrafe droht, sollte er gefasst werden.

Jonathans weitere Schritte:

Der Mörder selbst dagegen realisiert zwar nach der Tat die große Gefahr, in der er schwebt – immerhin ist er nur ein kleiner Gauner, der sich an Kapitalverbrechen noch nie herangewagt hat. Auch weiß er, dass die Polizei aus seiner viel zu unbedarften Schwester, sollten sie sie fassen und verhören, schnell herausbekommen haben würde, wer Lady Goodall erschlagen hat. Auf der anderen Seite hat er jedoch noch nie in seinem Leben eine so reiche Beute in der Hand gehabt und sieht hier die große Chance, seinem jämmerlichen Leben ein für alle Mal zu entkommen. Trotz des enormen Risikos beschließt er daher, erst in London das Raubgut zu verkaufen (hier hat er die besten Verbindungen), bevor er sich endgültig absetzen will. Jonathan zieht sich also wie ein kleiner Fisch im großen Aquarium London erst einmal in seine Höhle zurück und hält sich versteckt. Leider ist er einer Sucht verfallen, die ihn nach einiger Zeit aus seinem Zufluchtsort bei einer Bekannten in Whitechapel hinaustreiben und unvorsichtig werden lässt!

Erste Überlegungen

Verschiedene Indizien (die Fußabdrücke im Garten, die Wollmütze, der Umstand, dass eine Frau mit dem Schürhaken wohl nicht so fest hätte zuschlagen können) sollte die SC davon überzeugen, dass an dem Raubmord außer Martha Hawser noch eine zweite – männliche -Person beteiligt war und dass sie nun nach beiden suchen müssen. Selbst wenn sie Marthas Treffen mit ihrem Bruder nach dem Wiederauftauchen des Pekinesen nicht beobachtet haben, werden sie ahnen, wie der Mann aussieht, den sie zu finden trachten: Denn sie kennen ja das Photo aus Marthas Nachtschränkchen,m das natürlich niemand anderen als diese selbst und ihren Bruder zeigt! Jonathan Hawser sieht heute natürlich etwas anders aus (älter, abgerissener und schmieriger), aber Nachforschungen ohne das Bild sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Ob die Detektive zuerst nach Jonathan oder nach Martha suchen, wird vom Ablauf des Abenteuers her nicht vorgegeben. Allerdings kann nur Martha ihnen endgültige Hinweise auf den Aufenthaltsort ihres Bruders geben. Trotzdem wird zunächst die Suche nach dem Mörder beschrieben, den die Detektive auch ausfindig machen können, bevor ihm erneut die Flucht gelingt.

Auf den Spuren des kleinen Fisches: Robert Greene

Der einzige Anhaltspunkt auf die Identität des Komplizen Martha Hawsers, den die Detektive haben, ist die Wollmütze. Diese gibt zwar keinen Anhaltspunkt über die Herstellerfirma, doch mit ein bisschen Ausdauer und Nachfragen in den Vierteln der unteren Gesellschaft erfahren sie, dass solche Kopfbedeckungen hauptsächlich von Dockarbeitern im Londoner Hafen getragen werden.

Die eigentlich zeitraubende Suche kommt erst jetzt auf die Detektive zu, denn bekanntlich ist das Hafengebiet nicht eben klein, und in Spitzenzeiten sind hier viele hundert Menschen tätig. Derzeit arbeiten wegen der winterlichen Witterung aber weitaus weniger dort, was ihre Aufgabe etwas erleichtert. Treiben sie sich mit der Photographie etwas im Hafen herum, machen sie schließlich auf den St. Katherine`s Docks nahe Wapping (nach maximal einem Tag intensiver Suche) Jonathans ehemaligen unmittelbaren Vorgesetzten ausfindig, den Vorarbeiter Edward Pitcheon. Da in dem Dockhafen gerade nur die Ladung von zwei Handelsdampfern aus Deutschland gelöscht wird, hat Ed, ein rauher, aber herzlicher Kerl, für die Fragen der Detektive ein bisschen Zeit, besonders, wenn sie ihm eine kleine Aufwandsentschädigung zukommen lassen.

Sobald sie ihm das Photo von Jonathan zeigen, spuckt er wütend aus (wobei er haarscharf die Hand desjenigen verfehlt, der das Photo hält) und wird erst weiter reden, wenn die Gruppe ihm versichert, keine Freunde des Abgebildeten zu sein. Ed erinnert sich noch gut an den Mann, den er unter dem Namen Robert Greene kennt, denn er arbeitete vor drei Monaten mal für zwei Wochen unter seiner Aufsicht auf den Docks. Weil er aber faul war, andauernd zu spät und oft betrunken zur Arbeit kam und sich einige Male mit Kollegen prügelte, warf Ed ihn schnell wieder hinaus. Wo er wohnt, weiß er nicht.

Roberts sonstige ehemalige Arbeitskollegen hatten mit ihm nicht viel zu tun (wenn er sie nicht gerade anpöbelte oder in Schlägereien verwickelte). Einer von ihnen kann aber aussagen, dass er Robert einmal in der Kneipe „The Little Seafish“ in Londons düsterstem Stadtteil Whitechapel gesehen hat. An der Art, wie er sich dort benahm, war zu ersehen, dass er wohl öfter dort verkehrte. Andere Dockarbeiter können berichten, dass der Bursche seine Meinungsverschiedenheiten anscheinend öfter mit Gewalt austrug, denn er führte stets ein langes Kampfmesser mit sich.

The Little Seafish

Whitechapel:

Whitechapel dürfte besonders den Polizisten unter den Detektiven ein Begriff sein: Auch wenn sie als Mitglieder von Scotland Yard nie als Bobby Streife in den endlosen, dunklen, stinkenden Gassen, in denen Abfälle, Ratten und zwielichtiges Gesindel zum Alltagsbild gehören, gelaufen sind, wissen sie doch aus ihrer Berufspraxis, dass hier im tiefsten Eastend die Klein- und auch die Gewaltkriminalität die höchsten Raten von ganz London erreicht. So verwundert es nicht, dass vier Jahre zuvor der bekannte Ripper-Mörder ausgerechnet hier, wo sich schäbige Kneipen mit Pensionen zweifelhaften Rufs, heruntergekommenen Geschäften und baufälligen Häusern abwechseln und wo man den Eindruck hat, bei den dunklen, zähflüssigen Brühen am Straßenrand handele es sich um frisches Menschenblut, sein Unwesen getrieben hat. Abendliche Besucher, die die Verhältnisse Whitechapels nicht gewöhnt sind, werden sich wünschen, die Regierung hätte mehr von den schwachen, funzligen Gaslaternen aufgestellt, deren Kreise aus diffusem, von Nebel und Schneewehen durchbrochenem Licht sich untereinander nicht einmal berühren- sie werden dies besonders wünschen, wenn wieder einmal wie aus dem Nichts eine unheimliche Gestalt neben der Kutsche auftaucht, prüfende Blicke ins Innere wirft, als wenn sie ihre späteren Opfer auskundschaften wolle, und dann glücklicherweise wieder genau so spurlos im Dunkel der Nacht verschwindet wie sie aufgetaucht ist, ein paar klopfende Herzen zurücklassend. Dies sind die Situationen, in denen Sherlock Holmes gesagt hätte: „Und stecken sie Ihren Revolver ein, Watson. Sie könnten ihn brauchen!“

Im Pub:

Da der in der Prescott Street gelegene „Little Seafish“ erst nach Einbruch der Dunkelheit öffnet, also kurz vor 17 Uhr, bleibt den Detektiven nichts anderes übrig, als sich abends hierhin zu wagen. Ein Droschkenkutscher ist natürlich nicht so verrückt, in dieser Gegend bei Dunkelheit auf ihre Rückkehr zu warten. Der Pub ist zwar überfüllt, der Mann auf der Photographie aber nirgends zu entdecken.

Die meisten Pubgäste sind nicht gerade kooperativ, wenn die Detektive ihnen Fragen stellen oder das Photo herumzeigen, da sie neugierige Leute nicht gerade gut leiden können. Einige von ihnen haben Jonathan zwar öfter mal im „Little Seafish“ gesehen, wissen jedoch nichts Näheres über ihn. Bei Zahlung eines kleinen Trinkgeldes sind sie aber immerhin bereit, die Frager auf einen jungen, pickligen und brutal wirkenden Mann im hinteren Teil des Pubs hinzuweisen, der gerade (erschreckend zielsicher) Dartpfeile wirft und der ihren Angaben zufolge öfter mit Jonathan zusammen herkam. Die gleiche Auskunft können die Detektive von Joe Brooster, dem schmuddeligen Wirt, erhalten. Geben sie sich übrigens als Mitarbeiter von Scotland Yard zu erkennen, tritt nach und nach in dem ganzen Etablissement eine unangenehme Stille ein, die wie die Ruhe vor einem bald ausbrechenden Sturm wirkt. Es passiert jedoch nichts weiter, als das die Detektive bei weiteren Fragen auf eine eisige Mauer aus Schweigen stoßen.

Der Picklige – die Gruppe kann später erfahren, dass er Bill Paddock heißt – sieht das Unheil in Form der Detektive durch die Reihen der anderen Pubgäste auf sich zu kommen und reagiert blitzschnell, obwohl er gar nicht weiß, was sie von ihm wollen (er kann sich aber nicht vorstellen, dass es etwas Gutes sein könnte): Als zwischen ihm und den Detektiven nur noch ein paar Tische mit einigen daran sitzenden Pubgästen liegen, schleudert er gezielt zwei Dartpfeile in Richtung der Gruppe, stößt einen Tisch mit mehreren Gläsern darauf um und macht sich dann durch eine naheliegende Hintertür aus dem Staub. Die Detektive können ihm nicht schnell genug folgen, um ihn noch vor dem Zuschlagen der Türe zu erwischen (insbesondere, wenn ein Dartpfeil fehlgegangen ist, einen der anderen Besucher getroffen hat, und sich ein Tumult auslöst).

Ein weiterer kleiner Fisch

Folgen die Detektive Paddock nach, sehen sie, wie er über einen kurzen Hausflur in den (ziemlich dreckigen) Hinterhof des „Little Seafish“ flüchtet, wo sich einige Wohnungen der sozial Schwächsten und auch ein klappriges Tor zur gegenüber liegenden Straße befinden. Es ist hier völlig dunkel, da kein Licht aus dem Pub dringt und auch in den an den Hof grenzenden Wohnungen keines brennt (vermutlich aus Kostengründen), so dass die Detektive Paddock nicht ausmachen können. Auch hören sie nichts mehr, bis plötzlich das Knarren und dann das Zuschlagen einer Tür ertönt. Aufgrund des Geräusches ist es für die Gruppe ein leichtes zu lokalisieren, welche der Türen gerade benutzt wurde. Tatsächlich ist sie unverschlossen (eine Nachprüfung ergibt, dass alle Wohnungstüren unverschlossen sind).

Paddock versucht sich gerade an einem alten Trick, denn er ist nicht in die Wohnung eingedrungen, sondern hat nur die Tür bewegt und sich nun hinter einem Bretterstapel in der Nähe versteckt. Falls die Detektive die Wohnung betreten, wird er sich zum Tor schleichen, auf die Straße flüchten und verschwinden. Ob die Gruppe nachher noch einmal Gelegenheit hat, Paddock anzutreffen und Informationen von ihm zu bekommen, liegt im Ermessen des SL.

Abgesehen davon, dass die Detektive den Trick durchschauen könnten, werden sie möglicherweise durch Paddocks Fußspuren im Schnee zu dem Holzstapel geführt (natürlich nur beim Einsatz von Lichtquellen möglich). Laute Atemgeräusche hören sie trotz angestrengten Lauschens nicht, da der kurze Sprint Paddock nicht sehr angestrengt hat und von dem Pub her einiger Lärm herüberweht.

Nach etwa zwei Minuten kommt Brooster mit rund einem Dutzend Pubgästen dazu, um nach dem Rechten zu sehen. In dem entstehenden Durcheinander kann Paddock ohne Schwierigkeiten entfliehen, weshalb sich vielleicht noch eine weitere Verfolgungsjagd über die verschneiten Straßen Whitechapels anschließt. Sollten die Detektive Paddock bei dem Auftauchen der Pubgäste bereits gefasst haben, werden diese sich in ein Verhör nicht einmischen, sondern bloß schweigend dabeistehen. Falls die Detektive den kleinen Fisch misshandeln, greifen sie jedoch zu seinen Gunsten ein. Dies gilt nicht, falls er einen der Kneipenbesucher verwundet hat.

Da sich Paddock wahrscheinlich einer Überzahl der Detektive entgegensehen wird, gibt er nach kurzem Sträuben widerwillig auf: Wo der Mann auf dem Photo, den auch er nur als Robert Greene kennt, wohnt, kann er nicht sagen. Sie trafen sich nur häufig in einem Etablissement namens „The White Fire“ in Spitalsfield und zogen von dort aus einige Male zum „Little Seafish“. Über die Besonderheiten des „White Fire“ (s.u.) lässt sich Paddock nicht weiter aus.

Befragen die Detektive ihn, warum er weggelaufen ist, antwortet er: „Vorsicht ist oft die beste Voraussetzung für ein längeres Leben“. Paddock ist nichts weiter als ein kleiner Gauner, so dass die Gruppe ihn wohl laufen lassen wird; wollen die Detektive verhindern, dass er womöglich Jonathan warnen kann, und ihn daher festsetzen lassen, können sie ihn auf die nächste Polizeiwache zerren und ihn wegen Körperverletzung (die Dartpfeile) anzeigen. Dies zieht sich aber wegen der langwierigen Zeugenaussagen auch für die Detektive hin und bringt letztendlich nichts, außer dass Paddock rund 24 Stunden festgehalten wird. Der kleine Fisch weiß wirklich nicht, wo sich Jonathan aufhält, so dass eine Beschattung zwecklos ist.

Weißes Feuer

Opium:

Das „White Fire“ in der Huxton Street in Spitalfields entpuppt sich als heruntergekommenes, zweistöckiges Steinhaus in einer ohnehin sichtlich verarmten und baufälligen Gegend, in der tagsüber zahlreiche Bettler, Bedürftige, Unglückliche, die ihre Arbeit verloren oder nie eine besessen haben, und viele zwielichtige Existenzen herumhängen. Gegen Abend ist Spitalsfield fast noch ein ungemütlicherer Ort als Whitechapel, und man rechnet in dieser düsteren Atmosphäre fest damit, dass jeden Augenblick erneut der grässliche Todesschrei einer bestialisch ermordeten Prostituierten die eisige Luft durchschneiden müsse, wie vor vier Jahren, als der Ripper auch hier sein Unwesen trieb.

Der Pub öffnet jeden Tag gegen 17 Uhr, wenn die Dunkelheit schon längst hereingebrochen ist. Robert Greene lässt nach dem Mord an Lady Goodall nur einen Tag verstreichen und findet sich von da an täglich um diese Uhrzeit hier ein, so dass die Detektive ihn auch außerhalb des Etablissements abfangen könnten. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sie ihn bei den schlechten Lichtverhältnissen erkennen würden.

Als die Detektive den Pub das erste Mal betreten, fallen ihnen direkt die stumpfen und entrückten Blicke der Gäste auf, die wie gelähmt über ihren Bieren hocken und ins Leere starren. Erst wenn sie sich kurze Zeit im Schankraum aufhalten, bemerken sie den süßlichen Geruch, der in dicken, Tränen in die Augen treibenden Schwaden durch einen mit einem dichten Bastvorhang verhängten Durchgang in den Raum hinein zieht: Spätestens jetzt werden sie das „White Fire“ als Opiumhöhle erkennen.

Hinter dem schäbigen Holztresen, der noch niemals gestrichen worden ist, steht ein bulliger, hünenhafter Chinese, der mit einem schmutzigen Tuch noch schmutzigere Gläser zu säubern versucht und der die Neuankömmlinge mit unbewegtem Gesicht anstarrt. Die Detektive werden es während ihres gesamten Aufenthaltes nicht erleben, dass er ein Wort zu ihnen spricht, und so schaut er sie auch nur weiterhin ausdruckslos an, wenn sie ihn nach Robert Greene fragen oder ihm das Photo zeigen (er schüttelt nicht einmal mit dem Kopf). Auch aus den anderen Pubgästen ist nichts herauszubekommen; die meisten reagieren nicht einmal, da sie immer noch vom Opiumgenuss berauscht sind.

Machen sich die Detektive unverrichteter Dinge wieder davon, wird der Wirt umgehend Robert Greene, der sich gerade im Opiumsaal aufhält, informieren. Betreten sie stattdessen den Saal (hinter dem Vorhang), hindert er sie nicht daran, sondern verschwindet bloß durch eine Hintertür. Über einen Gang erreicht er schnell das andere Ende des Saales, wo Robert liegt, und warnt ihn. Dies tut er auch, falls die Detektive nicht einmal nach Marthas Bruder gefragt haben, sondern sich zielstrebig in den Saal begeben: Robert hat ihm aufgegeben, ihm umgehend Bescheid zu sagen, falls ihn jemand sucht; da die Gruppe sichtlich nicht aus der Gegend stammt, wittert der Chinese sofort Unheil.

Durch die Maschen:

Durch eine Unzahl in dunklen Farben gehaltener Lampions wird ein fahles Licht auf die Szenerie im Opiumsaal geworfen. In bequemen Kojen an den Wänden liegen unzählige Gestalten, die zu schlafen scheinen, aus einer langstieligen Opiumpfeife rauchen oder an einer Wasserpfeife saugen. An der gegenüberliegenden Seite des Saales steht auf einer kleinen Bühne ein großer, von hinten erleuchteter Paravent, hinter dem sich träge der Schatten eines verkleideten Tänzers zur Musik einer Flöte bewegt (der Flötist sitzt ebenfalls hinter dem Wandschirm). Auf mehreren Stühlen davor hängen einige Männer, deren Köpfe dem Schattentänzer zugewandt sind; wohin ihre Blicke genau gehen, ist nicht erkennbar. Die Wände und die den Saal tragenden vier Säulen sind mit zahlreichen dilettantischen Drachenmotiven bemalt.

Der Chinese wird auf jeden Fall vor den SC bei Robert sein, der am anderen Ende des Saales liegt, da sich die Detektive erst an den beißenden Geruch und das Dämmerlicht gewöhnen müssen; deswegen bleiben sie voraussichtlich zunächst einmal am Eingang stehen und betrachten die Szenerie. Robert Greene ist zwar drogenabhängig, doch derzeit nicht so sehr berauscht, dass er nicht umgehend hellwach wäre und Gefahr wittern würde, sobald er auf die Detektive aufmerksam gemacht wird. Er springt sofort auf und verschwindet durch die nahe Türe, durch die auch der Chinese den Saal betreten hat.

Die Detektive werden trotz des trüben Lichts natürlich das Auftauchen des Wirtes bemerken und auch sehen, wie er einen der Opiumkonsumenten auf sie aufmerksam macht. Diesen als Robert Greene zu identifizieren, ist ihnen zwar auf die Entfernung unmöglich, aber sie werden es zumindestens ahnen. Wenn sie rasch genug reagieren, kommen sie ihm zumindestens noch sehr nahe. Dennoch gelingt es dem Gesuchten, durch die Tür zu entwischen, und bevor die Detektive nachfolgen können, stellt sich ihnen der chinesische Wirt in den Weg, der mit seinem Körper fast den gesamten Türrahmen ausfüllt. Er bleibt auch in dieser Situation vollkommen stoisch und wird sich nur wehren, wenn die Detektive versuchen, ihn beiseite zu schieben, oder ihn sonstwie angreifen. Auch vor Schusswaffen hat er keine Angst. Die anderen Gäste reagieren nicht. Auch der Flötist und der Tänzer fahren unbeirrt mit ihrem Spiel fort.

Es wäre wünschenswert, wenn einer der Detektive den fliehenden Robert Greene so verwunden würde, dass dieser seine Flucht noch kurzzeitig fortsetzen kann, aber sichtlich behindert ist; sonst stolpert Robert in der Eile, fällt hin, rappelt sich wieder hoch und humpelt von da an merklich. Bis die Detektive den Chinesen, der wie eine Mauer in der Türöffnung steht, weggezogen haben (wenn er sicher ist, dass Roberts Flucht gelang, gibt er freiwillig den Weg frei), ist Robert bereits durch eine Hintertür ins Freie entwischt (er musste also nicht durch den Schankraum). Diese führt auf eine kleine Nebenstraße, wo gerade niemand zu sehen ist. Der Flüchtende hat zwar Blut verloren, falls die Detektive ihm eine offene Wunde beigebracht haben, doch gibt es keine Blutspur, der man folgen könnte.

Aus dem Wirt ist kein Wort herauszubekommen, selbst unter Drohung mit Scotland Yard nicht. Sollten die Detektive ihn verhaften und für einige Zeit einsperren lassen, führt sein (nicht minder kräftig gebauter) Bruder das Etablissement fort. Wenn sie jedoch nicht selbst aus den Reihen der Polizei stammen, wird diese den Fall zur Bagatelle herabspielen und sich weigern, den Wirt in Gewahrsam zu nehmen. Der Verkauf von Opium ist schließlich nicht strafbar, und die Polizei hat schon längst das Vorhaben aufgegeben, die Kriminalität in Spitalfields auszurotten. Auch die anderen Besucher des „White Fire“ schweigen.

Die Verwundung

Die Verwundung von Robert Greene ist trotz seiner gelungenen Flucht ernsthafter, als die Detektive vielleicht annehmen: Er hat einiges an Blut verloren, und falls er stolperte, ist sein Knöchel nun gebrochen.

Gleich nachdem er die Spelunke durch den Hintereingang verlassen hatte, rannte er auf die unbebaute Ostseite des Gebäudes, wo er über eine hinter dichten Büschen verborgene und nichtgenutzte Kohlenrutsche in den Keller des „White Fire“ gelangte; diesen Fluchtweg hatte er bereits einmal einige Zeit zuvor genutzt, als er im „White Fire“ unangenehmen Besuch von den Freunden eines Pfandleihers bekam, den er betrogen hatte.

Sobald die Detektive verschwunden sind (und ziemlich sicher ist, dass sie nicht so bald wiederkommen), sucht der Wirt im Keller nach Robert, den er richtigerweise hier vermutet. Dieser hat wegen seiner Verwundung mittlerweile zu fiebern begonnen, weshalb der Chinese ihn schlecht fortschicken kann. Stattdessen wartet er noch einige Stunden und bringt den Kranken dann im Schutze der Dunkelheit zu einem nicht weit entfernt wohnenden Landsmann (sollte der Wirt von den Detektiven verhaftet worden sein, handelt sein Bruder an seiner Stelle).

Bei diesem chinesischen Landsmann bleibt der Raubmörder Robert Greene vorerst und kann von den Detektiven nicht mehr gefunden werden. Um ihn schließlich zur Strecke zu bringen, müssen sie mit seinen Wohnungsgenossen reden. Wo jedoch diese Wohnung zu finden ist, kann die Gruppe nur von Roberts Schwester erfahren, Martha Hawser.

Natürlich ist es durchaus möglich, dass die Detektive – wenn sie umsichtig vorgehen – Roberts Fluchtversuch aus dem Opiumsaal vereiteln und ihn ergreifen (oder später bei einer Durchsuchung des Kellers auf ihn stoßen). In diesem Fall ist das Abenteuer für sie an dieser Stelle zu Ende, da sich auch Martha Hawser der Polizei stellen wird (sofern die Detektive sie vorher noch nicht gefunden haben), sobald sie einige Tage später aus der Zeitung von Jonathans Verhaftung erfährt.

Brieffreundinnen

Da die Detektive auf der Suche nach Robert Greene in einer Sackgasse angelangt sind, werden sie sich spätestens jetzt auf Martha Hawser, die verschwundene Gesellschafterin der ermordeten Lady Goodall, konzentrieren müssen.

Im Hause Goodall kannte niemand Freunde oder Verwandte von Martha (sie hatte auch allen Grund, über letztere nicht zu sprechen), aber die Detektive haben in ihrem Zimmer ihre persönlichen Briefe entdecken können: Untersuchen sie die Absender, finden sie zwar niemanden mit dem Namen Hawser, aber häufig eine gewisse Amelia Borth aus dem Seebad Torquay an der englischen Südküste; sie hat Martha am häufigsten geschrieben und schien auch auf vertrautem Fuße mit ihr zu stehen, wie dem Inhalt der Briefe zu entnehmen ist.

Martha hat Amelia vor drei Jahren während eines Sommeraufenthaltes der Goodalls in dem Seebad kennengelernt und seither intensiven Kontakt mit ihr gepflegt, wenn sie auch nichts von Jonathan verlautbaren ließ. Amelia ist die Tochter des Bürgermeisters von Torquay. Setzen sich die Detektive irgendwie mit ihr in Verbindung, zeigt sie sich erschrocken über die Vorkommnisse und Marthas Verschwinden. Den letzten Brief von ihr hat sie rund drei Wochen vor dem Mord erhalten; er klang ganz normal und enthielt nichts, was eine Erklärung für die aktuelle Entwicklung geben könnte. Wohin sich Martha gewendet haben könnte, weiß Amelia nicht, doch erinnert sie sich, dass Martha irgendwann einmal von einer alten Tante in Northampton erzählt hat; der Name ist ihr jedoch entfallen. Amelia ist ein hilfsbereites, ehrliches junges Mädchen, das nichts zu verbergen hat und in echter Sorge um Martha zu sein scheint.

Diese Tante scheint die einzige Spur im Zusammenhang mit Martha Hawser zu sein, doch im Hause Goodall erinnert sich niemand daran, ob Martha diese Tante irgendwann einmal erwähnt hat; die Detektive haben also auch dort keine Chance, den Namen der Tante (Margaret Tryon) herauszufinden.

In Northampton

Den Detektiven bleibt nichts anderes übrig, als ihr Glück trotzdem einmal in der mittelenglischen Industriestadt, die für ihre Schuhfabrikationen bekannt ist, zu versuchen. Sie erreichen Northampton, die Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft am Flüsschen Nen, am besten mit der Great Northern Railway ab der King`s Cross Station. Wie die Detektive Mrs. Tryon und ihre Adresse herausfinden, bleibt letztendlich ihnen überlassen:

So können sie eine Zeitungsannonce aufgeben oder in irgendwelchen alten Kirchenakten suchen, in denen der Tod des Ehepaars Hawser und die Tatsache verzeichnet ist, dass die zwei Kinder nun bei Margaret Tryon wohnen (eine Änderung der Eintragung hat die Tante nie bewirkt).

In dem alten, georgianischen Rathaus, das zusammen mit der kolossalen normannischen St. Peterskirche den Marktplatz dominiert, haben die Detektive dagegen kein Glück, wenn sie gegen ein kleines Trinkgeld“die Einwohnerlisten durchsehen (Polizisten und auch Angehörige der Oberschicht können sich natürlich die Bestechung sparen): Jemand mit dem Namen Hawser ist nirgendwo verzeichnet, und staatliche Geburtsurkunden gibt es nicht.

Letztendlich finden die Detektive aber heraus, dass Marthas Tante Margaret Tryon heißt und 21 Renon Lane wohnt.

Witwe und Katzenliebhaberin

Mrs. Tryon ist die Witwe eines reichen Kohlehändlers, der bereits vor Jahren verstarb und ihr ein beträchtliches Vermögen hinterließ, das ihr noch heute einen hohen Lebensstandard garantiert. Dementsprechend ist die Renon Lane auch im vornehmsten Viertel der Stadt zu finden, wo sich prächtige viktorianische Villen mit hübschen, kleinen Parkanlagen abwechseln. Die Nr. 21 gehört mit seinem etwas verwilderten Garten noch zu den nicht so großen Anwesen. Mrs. Tryon lebt hier sehr zurückgezogen mit einem einzigen Dienstboten, ihrem in Ehren ergrauten Butler, der schon viele Jahre bei ihr angestellt ist und daher ihre Schrulligkeiten kennt und zu ertragen gelernt hat; dafür gibt es in ihrem Haus umso mehr Katzen, denen ihre ungeteilte Zuneigung gehört.

Falls die Detektive nicht von Scotland Yard kommen oder andeuten, dass Martha Hawser in Gefahr schwebe, lässt die Katzenliebhaberin sie von ihrem Butler abwimmeln (der selbst keine Auskünfte gibt); sonst empfängt sie sie in ihrem Schaukelstuhl sitzend (zwei Katzen auf dem Schoß) in dem großzügig, aber auch irgendwie überladen eingerichteten Salon. Sie bittet die Gruppe nicht, sich zu setzen (was diesen auch Schwierigkeiten bereiten wird, denn alle Plätze sind von Katzen belegt, und wenn die Detektive diese zu grob verscheuchen, reagiert Mrs. Tryon ziemlich aufgebracht), sondern fragt sie nur ziemlich unhöflich nach ihrem Begehr.

Sobald die Detektive ihr gegenüber noch einmal den Namen ihrer Nichte erwähnen, klären sich ihre Gesichtszüge sichtlich auf, und sie beginnt sogar zu lächeln. Ohne dass die Verbrecherjäger irgendwas dagegen tun können, schwärmt Mrs. Tryon lang und breit von Marthas ausgeprägten Tugenden – Sauberkeit, Ordentlichkeit, Fleiß, Ehrlichkeit -, und dass noch nie eine Beschwerde von ihrer Herrschaft in London gekommen sei (was nicht verwunderlich ist, da Mrs. Tryon ja gar nicht wusste, in welchem Haus in London ihre Nichte angestellt war), aber auch davon, wie einsam sie sich fühlte, nachdem Martha sie für sie selbst unverständlicherweise verlassen hatte („Sie hat es hier doch immer so gut gehabt bei mir!“) und nach London gegangen war. Auch wenn sie sich von da an nicht mehr blicken ließ, hätte die treue Seele ihr doch regelmäßig geschrieben (tatsächlich hat Martha ihr keinen einzigen Brief geschickt). Desto erfreuter war sie natürlich, als Martha vor einigen Tagen (am Tage nach dem Mord an Lady Goodall) unverhofft und unangekündigt zu Besuch kam.

Haken die Detektive hier genauer nach, berichtet Mrs. Tryon, dass ihre Nichte ihr etwas einsilbig und nervös vorkam. Sie erzählte irgend etwas von Urlaub und blieb auch nur eine Nacht. Wohin sie sich wenden wollte, war nicht aus ihr herauszubekommen, so dass Mrs. Tryon ihr etwas Geld zusteckte und sie schweren Herzens wieder ziehen ließ. Martha hatte einen Koffer dabei.

Zeigen die Detektive ihr die Photographie aus Marthas Zimmer im Hause der Goodalls, erkennt sie sie natürlich sofort wieder: Sie wurde eine Woche vor Marthas Weggang in ihrem eigenen Garten aufgenommen; Mrs. Tryon selbst hat sich einen Abzug davon an die Schlafzimmerwand gehängt. Auf dem Bild sind ihrer Auskunft nach Martha und ihr jüngerer, ziemlich nichtsnutziger Bruder Jonathan zu sehen, der das genaue Gegenteil zu seiner Schwester darstellte, mit ihr aber – ihrer Ansicht nach leider! – immer fest zusammenhielt. Jonathan ging ein Jahr nach Martha ebenfalls nach London; er war zwar noch nicht erwachsen, doch Mrs. Tryon freute sich, ihn, den sie im Gegensatz zu seiner Schwester nie leiden mochte, endlich loszuwerden. Seitdem hat sie nichts mehr von ihm gehört.

Fragen die Detektive gezielt nach, erklärt Mrs. Tryon, sich gut vorstellen zu können, dass Jonathan kriminell geworden ist. Jede Verdächtigung dieser Art bezüglich Martha weist sie jedoch empört und mit Tränen in den Augen von sich und wird sich nur schwer davon abhalten lassen, die Detektive hinauszuwerfen.

Kindheitserinnerungen: die Hütte am Meer

Natürlich hat Martha eine Spur hinterlassen, die die Detektive nun zu ihr führen kann:

In ihrer alten, immer noch wie vor ihrem Weggang eingerichteten Kinderstube können die Detektive einen aufgeschlagenen Atlas mit britischen Regionalkarten finden; die aufgeschlagene Doppelseite zeigt die Gegend um das mittelenglische Städtchen King`s Lynn, das an der Mündung des „Wash“ in die Nordsee liegt. Wenn sie Mrs. Tryon fragen, was Martha in der Umgebung von King`s Lynn anziehen könnte und ihr durch entsprechende Spekulationen Hilfestellungen geben (sonst versagt ihr Gedächtnis), erinnert sich diese daran, dass sie bei dem Dorf Illych – etwa 10 Kilometer von King`s Lynn entfernt – eine kleine Ferienhütte besitzt. Die beiden Geschwister verbrachten früher dort meistens einen Teil ihrer Sommerferien, während Mrs. Tryon vor 10 Jahren selbst das letzte Mal da gewesen ist (weshalb sie sich auch fast nicht mehr erinnern kann). Vor vier Jahren hat sie einen Großteil der Einrichtung nach Northampton bringen lassen und wollte die Hütte verkaufen, hat es (bzw. sie) dann aber vergessen.

Bestehen die Detektive darauf, ist sie bereit, ihnen den Schlüssel zu der Hütte auszuhändigen. Als sie jedoch ihren Butler zu dem Schlüsselbrett schickt, um ihn zu holen, taucht dieser nach kurzer Zeit wieder auf und gibt bekannt, dass er nicht auffindbar ist. Auch eine weitere Suche fördert den Schlüssel nicht zu Tage.

Natürlich mag es Zufall sein, dass ein Schlüssel, der vier Jahre nicht gebraucht wurde, von seinem angestammten Aufbewahrungsort irgendwie verschwindet, doch die Detektive werden richtigerweise anders vermuten: Martha hat bei ihrem kurzen Abstecher in Northampton den Schlüssel mitgehen lassen, um sich an einem Ort zu verbergen, mit dem sie glückliche Kindheitserinnerungen verbinden. Tatsächlich besuchte Martha ihre Tante nur, um an den Schlüssel zu kommen.

Die Detektive gelangen von Northampton nach King`s Lynn, indem sie mit der Great Northern Railway bis Cambridge fahren und dort in die Great Eastern Railway umsteigen (sonntags halten keine Züge in Cambridge, so dass die Detektive an diesem Wochenende einige Umwege auf sich nehmen müssen), die auch nachher von King`s Lynn direkt bis London zurückfährt (Ankunft an der Liverpool Station). In der größten Hafenstadt der Umgebung finden sie nach einiger Zeit einen Mietkutscher, der sie nach Illych bringt.

Fischen am Meer

Die Baracke:

In dem kleinen Fischerdorf Illych, das zu dieser Jahreszeit (immerhin liegt noch etwas Schnee) ziemlich ausgestorben ist, hat niemand ein junges Mädchen gesehen, das offensichtlich nicht in diese Gegend gehörte und auf das Marthas Beschreibung passen würde. Die Ferienhütten stehen zu dieser Zeit alle leer, so dass es die Fischer ihrer Meinung nach auf jeden Fall bemerkt hätten, wenn doch eine der Hütten bewohnt würde (am Licht oder am Rauch aus dem Kamin).

Da die Ferienhütten in dieser Gegend alle ziemlich gleich aussehen – einstöckige Holzbaracken mit einem kleinen Spitzdach – müssen die Detektive ziemlich lange suchen, bis sie die mit dem kleinen Schildchen „Mrs. Tryon“ an der Haustür finden; eine Übersicht oder ein Verzeichnis der Privateigentümer der Hütten gibt es nirgendwo.

Die kleine Baracke liegt etwas abseits der anderen direkt am Strand, so dass sie von einem eisigen Wind umweht wird, der bestimmt auch durch alle Fugen und Ritzen ins Innere der Hütte dringt und einen Aufenthalt dort zu dieser Jahreszeit alles andere als gemütlich macht. Ein kleines Wäldchen reicht bis fast an die Hütte heran. In einem winzigen Verschlag an der Westwand befindet sich etwas schneebedecktes, feuchtes Brennholz. Die Detektive können sich vorstellen, dass dieses bei den Versuchen, es zu verfeuern, entweder gar nicht brennt oder einen gewaltigen Qualm entwickelt. Spuren davon müssten sich auf jeden Fall im Inneren finden, falls jemand versucht hat, mit diesem Holz zu heizen. Vor den Fenstern der Hütte hängen morsche, hölzerne Läden.

Der Fang:

Martha, die bei Nacht, zu Fuß von King`s Lynn und auf allerlei Umwegen hier ankam, um nicht gesehen zu werden, hat die Hütte drei Tage nach dem Mord an Lady Goodall erreicht. Sie ist übervorsichtig: So vermeidet sie es, bei Dunkelheit eine Kerze anzuzünden und sich in die Gefahr zu begeben, von deren Schein verraten zu werden. Aus demselben Grund verzichtet sie auch auf die Benutzung des Kamins. Auf den alten, noch funktionsfähigen Spirituskocher ist sie dagegen angewiesen, um nicht zu verhungern; sie betätigt ihn allerdings nur am Tage, wo die Flamme weniger auffällig leuchtet. Einige Nahrungsmittel hat sie mitgebracht, so dass sie bislang noch nicht darüber nachdenken musste, wie sie weitere Vorräte beschaffen kann. Ansonsten kennt sie noch aus Kindertagen in der Nähe einen reichen Fischgrund, den sie ab und zu spätabends aufsucht, um mit dem alten Fischernetz von Jonathan in dem seichten Wasser ein paar Fische zu fangen. Dabei hat sie sich bereits eine schwere (und auch hörbare) Erkältung zugezogen.

Sie hält sich tagsüber aus sentimentalen Gründen meistens auf dem Speicher auf und verlässt Hütte oder Speicher nur selten zu kurzen Spaziergängen in die nahen Wälder, weil sie trotz der unwirtlichen Jahreszeit befürchtet, gesehen zu werden. Die Haustür ist stets abgeschlossen, auch wenn sich Martha in der Hütte aufhält.

Der Speicher diente den beiden Geschwistern früher als Geheimversteck (selbst, wenn sie alleine in der Hütte Ferien machten) und ist daher immer noch einigermaßen wohnlich eingerichtet, da Mrs. Tryons Beauftragten versäumten, ihn ebenfalls auszuräumen.. Er ist an der höchsten Stelle – in der Mitte des Spitzdaches – etwa einen Meter hoch und besitzt keine Öffnungen außer einer Luke in der Südseite des sanft ansteigenden Daches; mit einer Leiter, die nur hier steht, wenn sich Martha im Speicher aufhält (sonst liegt sie am Boden), gelangt man hinauf. Das Schloss der Luke ist mit demselben Schlüssel zu öffnen wie das der Haustür. Auf dem Speicher bewegt sich Martha nicht viel, weil sie wenig Platz hat und meistens liest. Einen Zugang vom Inneren der Baracke aus gibt es nicht. Hier oben ist es noch kälter und zugiger als unten.

Dringen die Detektive am Tag in die Hütte ein (sowohl die Tür als auch die Fensterläden sind sehr leicht aufzubrechen) und befindet sich Martha gerade nicht dort, finden sie deutliche Benutzungsspuren: In jüngster Zeit wurde hier gründlich Staub geputzt, sowohl eines der Betten als auch die Kochstelle sehen gebraucht aus; ein durchdringender Geruch von Spiritus hängt in der Luft, nicht jedoch von verbranntem Holz. Im Kamin finden sich keine Anzeichen eines Feuers, und in der gesamten Hütte herrscht eisige Kälte. Unter dem benutzten Bett können die Detektive einen Koffer mit einigen wenigen Kleidungsstücken finden – die meisten trägt Martha wegen der Kälte gerade am Leibe. In der Tasche eines Rocks findet sich ein kleiner vergoldeter Schlüssel, anhand dessen geschwungener Form sie sofort erkennen, woher dieser stammt: aus dem Hause der Goodalls (der verschwundene Verandaschlüssel).

Hält sich Martha auf dem Speicher auf, bleibt ihr natürlich nicht verborgen, dass jemand in die Hütte eingedrungen ist und sich dort zu schaffen macht. Sie wartet angsterfüllt einige Zeit, bis sie sicher ist, dass die Besucher endgültig verschwunden sind. Dann verlässt sie den Speicher, packt ihre Sachen zusammen und flieht irgendwohin weiter. Sollte ihr dies gelingen, muss der Spielleiter den weiteren Verlauf improvisieren. Martha ist jedoch keine erfahrene Kriminelle, sondern handelt auf ihrer weiteren Flucht ängstlich, unüberlegt und dilettantisch, so dass es für die Detektive nicht allzu schwer sein wird, sie zu fangen.

Der Zierfisch

Irgendwann wird es den Detektiven gelingen, Martha Hawser zu stellen; dies findet voraussichtlich bereits in Illych statt, indem sie Martha in der Hütte dingfest machen, auf dem Speicher finden, oder sie überraschen, wenn sie von einem Spaziergang zurückkommt. Martha wird von sämtlichem Mut verlassen, sobald die Detektive sie stellen, so dass sie – auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt – keinen Fluchtversuch unternehmen wird. Sie bricht zusammen und schildert unter Tränen den ganzen Hergang der Tat (also im Prinzip den Hintergrund des Abenteuers), wobei sie die Rolle ihres Bruders beschönigt, auch wenn sie sich selbst dadurch weiter belastet. Geflohen sei sie nicht aus Furcht vor Strafe (Martha ist im Gegenteil der Ansicht, dass sie eine Bestrafung verdiene), sondern um Jonathan zu schützen. In ihrer Panik erkannte sie gar nicht, dass sie ihm durch ihr Verhalten mehr schadete, als wenn sie ganz ruhig und abgeklärt im Hause der Goodalls abgewartet und so niemandem die Gelegenheit gegeben hätte, die Identität des Einbrechers herauszufinden.

Die Detektive sollten merken, dass Martha eine freundliche, solide und harmlose Person ist, die an den kriminellen Aktionen ihres Bruders nur um dessentwillen teilnahm und von diesem kaltblütig ausgenutzt wurde. dass Jonathan so weit gehen würde, Lady Goodall zu töten, ahnte sie weder, noch wollte sie es. Ihre Gewissensbisse peinigen sie derzeit schon mehr als der Gedanke an die Todesstrafe, die sie eventuell zu erwarten hat; so hat sie während ihres Aufenthaltes am Meer, der ihr Muße zum Nachdenken verschafft hat, auch schon einige Male daran gedacht, sich dem Yard zu stellen – gleichgültig, mit welchen Konsequenzen. Den Detektiven gegenüber ist sie nun zur völligen Kooperation bereit (unter einer Bedingung, falls sie von der Polizei stammen: Sie müssen ihr versprechen, dass bei einer eventuellen Verhaftung Jonathans nicht auf diesen geschossen wird).

Marthas Schuldgefühle an dem Mord und gegenüber ihrem Bruder rühren daher, dass sie sich für dessen Entwicklung verantwortlich macht. Sie weiß, dass allein sie es in der Hand gehabt hätte, ihn auf dem rechten Weg zu halten, wäre sie nur mit ihm zusammengeblieben. Mit ihrer egoistischen Flucht vor der Tante nach London besiegelte sie sein Schicksal. Sie sieht Jonathan als Opfer der äußeren Umstände an, und hält ihm nach wie vor die Treue.

Trotzdem erkennt Martha, dass es für Jonathan selbst besser ist, gefasst zu werden, als in der Freiheit weitere Verbrechen zu begehen (natürlich nur, wenn die Detektive ihr einreden, er könnte für den Raubmord mit weniger als der Todesstrafe davonkommen). Sie weiß nicht viel über Jonathans jetziges Leben und hat sich auch nur einige Male mit ihm in der Innenstadt getroffen; ansonsten sahen sie sich nicht, weil es ihr Bruder selbst war, der sich von ihrer Herrschaft fernhalten wollte. Er hat ihr jedoch einmal die Adresse seiner Wohnung gegeben: 33 St. Peter`s Road in Whitechapel, bei einem gewissen Mitch Dalton.

Falls die Detektive Martha nicht der Polizei übergeben (aus Mitleid etwa), stellt sie sich selbst aufgrund ihrer starken Schuldgefühle am Tode von Lady Goodall, die sie sehr gemocht hat. Auch wenn die Detektive wider Erwarten Martha gar nicht finden, meldet sie sich irgendwann bei der Polizei und steht ihnen dann zur Verfügung. Falls sie selbst nicht zu Scotland Yard gehören, müssen sie sich etwas einfallen lassen, wie sie mit ihr sprechen können. Wann sich Martha stellt, entscheidet der SL.

Lauter kleine Fische

Die St. Peter`s Road liegt im äußersten Osten von London und zweigt direkt von der großen Mile End Road ab. Die Hausnummer 33 ist ein riesiges, heruntergekommenes Mietshaus; um die Wohnung von Mitch Dalton zu finden (mehrere zerlumpte kleine Kinder, die sofort zum Betteln bereitstehen, geben gegen einen kleinen Obolus gern Auskunft), müssen die Detektive zwei schmutzige, stinkende Hinterhöfe durchqueren und eine steile Treppe ersteigen. Schließlich stehen sie vor dem Eingang zu den zwei Räumen, die das etwa 15 Quadratmeter große Loch von Mitch Dalton ausmachen und dessen Wohnungstür schon längst nicht mehr schließt. Drinnen finden sie auf dem einzigen Bett einen ungepflegten, zwielichtig aussehenden und halbnackten Mann, der laut schnarcht.

Mitch Dalton, ein Dockarbeiter, wohnt hier zusammen mit Alan Crooper, ebenfalls Dockarbeiter (und natürlich Robert Greene). Mitch und Alan arbeiten meistens in verschiedenen Schichten, so dass sie immer zu unterschiedlichen Zeiten zu Hause sind und nur ein Bett brauchen. Robert benutzte dieses, wenn mal beide zugleich zur Arbeit waren. Ob die Detektive bei ihrem Besuch mit Mitch oder Alan zusammentreffen, ist für den weiteren Verlauf des Abenteuers gleichgültig. Hier wird davon ausgegangen, dass es Mitch ist, der dort im Bett liegt und schnarcht. Alan hat keine weitergehenden Kenntnisse als Mitch, sondern sollte genau so behandelt werden wie dieser.

Mitch ist ziemlich erschrocken, wenn er aus dem Schlaf gerissen wird, und verhält sich auch das weitere Gespräch über sichtlich eingeschüchtert. Da er selbst bei Gelegenheit mal das eine oder andere kleine Ding dreht, riecht er gleich Ärger, selbst wenn die Detektive nicht von Scotland Yard stammen und nur nach Robert Greene fragen.

Mitch sagt aus, er habe Robert bereits seit einigen Tagen nicht mehr gesehen (seit dem Tag des Mordes an Lady Goodall). Seinen jetzigen Aufenthaltsort kennt er nicht, würde ihn aber auch gerne wissen, denn Robert schuldet ihm noch Miete. Wiederum einige Tage später (am Tag nach Roberts Verwundung im „White Fire“) kam jedenfalls ein Bote vorbei, der einige Kleider abholte, aber nicht sagen wollte, wo Robert steckte (eigentlich sagte er gar nichts). Mitch kann ihn genau beschreiben, und seine Lüge entlarven die Detektive nur, wenn sie ihn unter Druck setzen oder mit Alan sprechen, der den Boten auch gesehen hat und ebenfalls falsch beschreibt, aber eben anders als Mitch. Dermaßen ertappt rücken sowohl Mitch als auch Alan bei einem kleinen Trinkgeld oder einer Extra-Einschüchterung mit der Wahrheit heraus (ihre Loyalität zu Robert reicht nicht so weit, dass sie sich ersteres entgehen lassen würden oder letzterem standhalten könnten): Der Bote war ein hünenhafter, bulliger Chinese.

Fragen die Detektive nach irgendetwas Besonderem an den Boten, fällt Mitch ein, dass dieser ein schlammiges Päckchen trug, genauer gesagt einen mit mehreren Bindfäden zu einem festen Knäuel zusammengeschnürten Stoffetzen, den er als einen Pullover von Robert erkannte. Diese Information bekommen sie auch, wenn sie Mitchs Lüge über die Person des Boten nicht durchschauen. Mitch möchte Robert zwar schützen, da seiner Meinung nach Hiesige gegen Leute von draußen zusammenhalten sollten, aber die Information über das Paket gibt er gerne, weil er es für ein unwichtiges Detail hält. In dem Paket befand sich übrigens die Diebesbeute aus dem Einbruch im Hause Goodall, die der Chinese vorher von einem unbenutzten Grundstück geholt hatte, wo sie von Greene nach dem Mord vergraben worden war.

Robert, Mitch und Alan haben sich nie sonderlich füreinander interessiert, weshalb Mitch auch nicht viel über Robert oder beispielsweise dessen Umgang weiß. Er kennt keinen von seinen Bekannten, erinnert sich aber, dass Robert öfter von seinem Freund Keith Bunter sprach (um genau zu sein: Er prahlte damit!). Wer das ist, weiß er nicht.

Robert Greene hält sich immer noch bei dem chinesischen Freund des Wirtes aus dem „White Fire“, der natürlich auch der Bote bei Mitch und Alan war, auf und kuriert seine Verletzungen aus. Die Detektive haben keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen, auch nicht über den Wirt. Dieser tritt nicht mit Greene persönlich in Kontakt, sondern nur über seinen Freund, der abends manchmal die Opiumhöhle besucht und dort in der Masse der Besucher untergeht (wobei er meistens etwas von dem Rauschmittel mitnimmt, um Roberts Sucht zu stillen). Greene wird auch in der St. Peter`s Road nicht wieder auftauchen, so dass der Weg zu ihm über einen anderen Verbrecher führt.

Haben die Detektive einen anderen Weg als den in diesem Abenteuer vorgeschlagenen gewählt und zuerst Marthas Hawser ausfindig gemacht, kann der Kriminalfall nach kurzer Zeit wieder in normalen, vorgesehenen Bahnen laufen: Die Gruppe erhält von Martha die Adresse in Whitechapel. Da Robert nach dem Mord nicht in seine alte Wohnung zurückkehrt, können Mitch und Alan den Detektiven nur helfen, indem sie einen Hinweis auf das „White Fire“ geben. Dort treffen sie Robert zwar an, doch kann dieser wie oben geschildert trotz einer ihm zugefügten Verwundung fliehen und bleibt nachher verschwunden. Ab hier nehmen die Ereignisse auch bei dieser Variante den im folgenden geschilderten Verlauf.

Große Fische

Gleichgültig, welcher Profession die Detektive nachgehen und welchen Zugang sie zu Verbrecherkarteien haben, ist es für sie nicht schwer, (etwa durch das „Kelly`s Post Office London Directory“) herauszufinden, wer Keith Bunter ist: Er betreibt direkt auf der Oxford Street in der Höhe der Tottenham Court Road ein großes und exklusives Geschäft für Antiquitäten, hauptsächlich spezialisiert auf alte Möbel aus der elisabethanischen Shakespeare-Zeit. Der reiche Inhaber selbst bewohnt mit seiner Gattin eine vornehme Villa in Lambeth nahe der Residenz des Erzbischofes von Chanterbury.

Für die Detektive wird sich sicherlich schnell die richtige und wichtigste Frage stellen: Wie kommt ein strebsamer Neureicher zu so einer abgerissenen, heruntergekommenen Gestalt wie Robert Greene? Die Erklärung ist ganz einfach: Bunter verdient sein Geld außer mit dem An- und Verkauf von alten, zerschlissenen Sofas und Sesseln auch mit dem An- und Verkauf von brandheißem Diebesgut und hat mit Robert bereits einige Male zusammengearbeitet. Polizisten unter den Detektiven, die sich an ihrem Arbeitsplatz und speziell in der Abteilung für Betrugs-, Diebstahls- und Raubdelikte ein wenig umhören – Detektive mit anderen Professionen müssen auf Bekannte beim Yard oder aus der Unterwelt zurückgreifen, die sie sicherlich haben werden -, erfahren bald von resigniert seufzenden Kollegen, dass Bunter verdächtigt wird, einer der größten Hehler in London zu sein, man ihm aber leider noch nie etwas anhängen konnte.

Das Netz wird neu geknüpft

An dieser Stelle bietet sich den Detektiven der Ansatzpunkt, an dem sie anknüpfen müssen, um den gefährlichen Raubmörder Robert Greene alias Jonathan Hawser endlich zur Strecke zu bringen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Dies hängt aber davon ab, dass sie folgende Gedankengänge anstellen, wozu sie der Spielleiter gegebenfalls sachte anleiten muss:

In dem Päckchen, das der Bote bei sich führte, als er bei Mitch und Alan Roberts Kleidungsstücke abholte, befand sich der Schmuck der verblichenen Lady Goodall. Vor dem Zusammentreffen der Detektive mit Greene im „White Fire“ hatte dieser die Beute also noch nicht verkauft, und nachher hindert ihn seine Verletzung daran; die Detektive konnten bei seiner Flucht sehen, dass die Verwundung ernsthaft war. Er wird die Beute aber nicht über einen anderen verkaufen lassen, denn ein kleiner Fisch wie Robert hat keine wirklichen Freunde und kann auch niemandem vertrauen (auch dem Chinesen hat er vorgegaukelt, es handele sich bei dem Inhalt des auszugrabenden Päckchens um Zinnmedaillen vom Kontinent, die er einem Schmuggler abgekauft habe) Nach seiner fortgeschrittenen Genesung muss Robert die Beute also noch loswerden: Es liegt auf der Hand, dass er dies bei seinem Freund Keith Bunter versuchen wird.

Die Detektive schätzen Roberts Verwundung aus dem „White Fire“ so schwer ein (besonders, da er keinen Arzt aufsuchen konnte), dass sie auch nicht glauben, dass er zwischen dem Auftauchen des Boten bei den ehemaligen Wohnungsgenossen des Raubmörders und dem gegenwärtigen Zeitpunkt bereits in der Lage war, sich mit dem Hehler in Verbindung zu setzen; allerdings wird dies nicht mehr lange dauern. Denn er wird es sofort tun, sobald er ausreichend gesundet ist: Jedem kleinen Ganoven wie Robert brennt solche heiße Ware in den Fingern, so dass er so schnell wie möglich versuchten wird, sie abzusetzen. Der Weg zu Robert Greene führt also über die Überwachung des nicht sehr ehrenwerten Gentlemans Mr. Bunter!

Für die Detektive mögen diese Überlegungen zunächst noch eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten darstellen, aber sie sind die einzige Chance, die sie haben, um Greene zu fassen.

Das Netz wird ausgeworfen

Falls die Detektive Bunter tatsächlich überwachen, stellen sie fest, dass er ein ganz normales, bürgerliches Leben führt, in dem nichts darauf hinweist, er könnte mit zwielichtigen Elementen aus der Unterwelt in Verbindung stehen: Er fährt pünktlich um 7 Uhr früh, wenn es noch dunkel ist, mit einer Privatdroschke zu seinem Geschäft in der Innenstadt, bleibt dort bis etwa 19 Uhr und fährt dann zurück in seine Villa, wo er jeden Abend allein mit seiner Gattin verbringt.

Sechs Tage nach dem Zusammentreffen mit Robert im „White Fire“ kommt das Geschehen aber endlich wieder in Bewegung: Ein ärmlich gekleideter Hüne mit einer tief ins Gesicht gezogenen Mütze schlendert aus der Richtung der Untergrundbahnstation Oxford Circus heran, sieht sich noch einmal um und betritt dann unsicheren Schrittes das feine Geschäft. Die Detektive erkennen ihn sofort: der Wirt aus dem „White Fire“. Er taucht nach fünf Minuten wieder auf, obwohl Gestalten wie er sonst wahrscheinlich von den Angestellten in hohem Bogen rausgeworfen werden. Eine Verfolgung ist zwecklos, da er auf direktem Wege zum „White Fire“ zurückkehrt und wie immer Robert seinen Erfolg nur über seinen Landsmann ausrichtet.

Der Fisch kommt nun endlich aus seiner Höhle hervorgeschwommen: Robert Greene hat sich soweit erholt, dass er endlich die Beute, die immer noch das stärkste Bindeglied zwischen ihm und dem Galgen ist, abzusetzen versuchen will. Über seinen Bekannten ließ er Bunter nun ausrichten, wann er zum altgewohnten Treffpunkt erscheinen soll. Der Chinese übergab ihm auch einen in Zeitungspapier eingewickelten Ring (ein beiliegender Zettel ermahnt Bunter, das Zeitungspapier nicht in Anwesenheit des Chinesen, der Englisch weder lesen noch schreiben kann und immer noch an Zinnmedaillen glaubt, zu öffnen) aus dem Besitz Lady Goodalls, wodurch Robert dem Hehler zeigen wollte, das sich ein Kommen lohnen würde. Die £250, die Robert für den Schmuck fordert, hat Bunter übrigens bar in seinem Geldschrank liegen, so dass er keine Bank mehr aufsuchen muss.

Die Fische gehen ins Netz

Das Täuschungsmanöver:

An dem Abend des Tages, an dem ihn der Wirt des „White Fire“ aufgesucht hat, kehrt Bunter wie sonst auch gegen 19 Uhr nach Lambeth zurück. Gegen 0:00 Uhr wird plötzlich von Bunters Chauffeur die Droschke aus der Garage in die davorliegende Einfahrt gefahren; ein zweiter Mann kommt aus der Villa, besteigt den Kutschbock und lässt seine Peitsche knallen. Die Räder setzen sich in Bewegung, und er rollt an eventuellen Betrachtern (die sich nicht gerade wohl fühlen, weil es ziemlich kalt ist und sogar etwas schneit) vorbei in Richtung der Clapham Road, die nach Stockwell im äußersten Süden Londons führt. Die Detektive können im trüben Licht der Gaslaternen gerade eben erkennen, das Bunter einen dunklen Mantel trägt und mit einem dicken Schal weitgehend vermummt ist. Der Körpergröße nach zu urteilen, scheint es sich um Bunter selbst zu handeln. Wenn die Detektive dem Hehler die Fähigkeit des Droschkenlenkens zutrauen und der Gestalt folgen, katapultieren sie sich selbst aus dem Abenteuer, denn hier handelt es sich natürlich nur um ein Ablenkungsmanöver Bunters mit einem eingeweihten Angestellten.

Etwa eine halbe Stunde später fährt Bunters Kutscher eine zweite, etwas kleinere Droschke vor die Haustür, und der Hehler besteigt diesmal selbst das Innere der Kutsche (für Beobachter natürlich nur eine zweite, mit einem Schal vermummte Gestalt, die so groß ist wie er). Das Gefährt wendet sich zielstrebig der entgegengesetzten Richtung der ersten Droschke zu, passiert die Themse über die Westminster Bridge, lässt das Parlamentsgebäude links liegen und rollt stattdessen am linken Flussufer entlang gen Osten. Bunters Ziel scheinen die Dockanlagen im Osten Londons zu sein, die die Detektive in diesem Abenteuer ja bereits kennengelernt haben, und tatsächlich fährt die Kutsche nach einer guten dreiviertel Stunde auf einen Hafenkai in Silver Town, nahe bei den Royal Victoria Docks.

Der Kutscher achtet natürlich auf Verfolger, und da um diese Zeit ansonsten niemand unterwegs ist, würde er die Detektive schnell erblicken, wenn diese Bunter direkt nachfahren. Deswegen ist es für sie das Beste, in gebührendem Abstand lediglich den Spuren von Bunters Kutsche zu folgen, die im Neuschnee leicht zu erkennen sind – wegen dessen Leuchtkraft sogar während einer Fahrt in gemessenem Tempo.

Der Showdown:

Der Schauplatz des großen Geschäftsabschlusses, zu dem Greene den Hehler bestellt hat, ist ein nicht eingezäunter Hafenkai mit einigen Lagerhäusern, in denen sich nichts als Fässer mit in Salz eingelegten Heringen befinden, und einem breiten Anlegesteg, an dem mehrere Hochseefischkutter festgemacht haben. Der Kai ist zu zwei Seiten hin offen. Eine Gaslaterne mitten auf dem Platz wirft einen Lichtkreis von etwa 10 Metern. Zuverlässigen Schutz vor Entdeckung bieten die Schatten der Lagerhäuser und die Deckung einiger Kisten, die etwa 30 Meter von der Laterne entfernt aufgestapelt sind.

Bunters Kutsche hält am Rande des Laternenscheins, so dass sie fast nicht mehr beleuchtet wird, der Hehler aber umgekehrt jeden sehen kann, der sich vom Anlegesteg oder von der anderen Seite des Kais nähert. Robert ist bei seinem Eintreffen schon da; er hatte sich auf einem der Kutter versteckt, kommt nun hervor und geht auf die Droschke zu. Man merkt ihm an seinen Bewegungen die Folgen der Verletzung noch an (z.B. humpelt er eventuell). Bunter – für Beobachter natürlich der Insasse – öffnet die Kutschentür und verhandelt mit ihm. Der Hehler braucht 90 Sekunden, um im fahlen Lichtschein einer Petroleumlampe den hohen Wert der Beute zu erkennen, Greene vom Gegenteil zu überzeugen, den Preis auf £150 zu drücken und den kleinen Fisch auszuzahlen, während der Kutscher die ganze Zeit aufmerksam die Umgebung betrachtet, um beim kleinsten Anzeichen von Gefahr die Pferde anzutreiben und zu fliehen.

Wenn die Detektive abwarten, bis Bunter das Geschäft abgewickelt hat und vom Kai verschwindet, wird es sehr schwer ihn zu fassen, weil sie nicht ohne weiteres eine fahrende Droschke zum Halten zwingen können und der Kutscher mit einem Revolver bewaffnet ist, den er – auch in voller Fahrt – rücksichtslos einsetzt. Sollte Bunter keine andere Möglichkeit sehen, wirft er Lady Goodalls Schmuck fort. Allgemein kann ihm nach dieser Nacht die Hehleraktion nur sehr schwer angehängt werden, falls er nicht auf frischer Tat ertappt wurde, denn er versteckt den Schmuck sehr gut, und letztendlich können die Detektive kaum nachweisen, dass auch wirklich er es war, der im Inneren der Kutsche saß.

Wenn die Detektive während der Geschäftsabwicklung auf dem Kai intervenieren wollen, hängt ihr Erfolg davon ab, wie gut sie einen improvisierten Plan in die rasche Tat umsetzen können und wieviele sie sind – vorher besorgte Verstärkung von Scotland Yard macht es einfach, sowohl den gehandicapten Robert als auch Bunter zu fangen. Falls der Hehler die Gelegenheit hat, seine Kutsche in Bewegung zu setzen, wird er die Detektive – falls nötig – einfach überrollen. Wirkungsvolle Methoden, die Droschke zu stoppen, sind eine in den Weg gerollte Kiste oder ein Ausschalten des Kutschers (hier wäre, wenn die Detektive von Westen angreifen und die Kutsche also nach Osten flieht, ein gezielter Hieb mit dem Ausleger des drehbaren Ladekrans denkbar). In beiden Fällen kann die Fahrt auch leicht in der eiskalten Themse enden; falls Bunter und der Kutscher das Gefährt dorthin begleiten, haben sie schlechte Überlebenschancen.

Sollte Robert entkommen, flieht er auf den Anlegesteg und verbirgt sich dort auf einem der Fischkutter, um zu warten, bis die Detektive verschwinden oder ihm eine Gelegenheit zur Flucht bieten. Da der kleine Gauner sich mit solchen Booten einigermaßen auskennt, findet er ein sehr gutes Versteck.

Was aus Greene wird:

Konnte Robert Greene mit Bunters Geld entkommen und hat die Beute somit abgesetzt, wird er London schleunigst verlassen und irgendwo als Jonathan Hawser wieder auftauchen, um trotz des beträchtlichen Startkapitals doch nur sein altes Leben als Kleiner Fisch fortzuführen. Er trauert zwar um seine Schwester, doch sind ihm sein eigenes Leben und seine eigene Sicherheit wichtiger. Für die Detektive bleibt er jedenfalls unauffindbar und damit der Mord an Lady Goodall ungesühnt. Dies gilt natürlich auch, wenn sie bei dem Handel zwischen Robert und Bunter gar nicht anwesend waren.

Sollte Robert vom Kai fliehen müssen, ohne die Beute verkauft zu haben, wird er irgendwo in Whitechapel untertauchen und lange abwarten, bevor er einen neuen Versuch bei einem anderen Hehler wagt. Das „White Fire“ meidet er, doch seine Opiumsucht lässt ihn den Detektiven früher oder später in die Hände fallen, wenn diese lange genug alle Opiumspelunken des East Ends durchkämmen.

Wurde nur Robert Greene bei dem nächtlichen Rendezvous am Hafen gefasst, nicht aber der große Fisch Bunter, wird er diesen zunächst nicht belasten, weil er sich von ihm Hilfe erhofft. Erst wenn er nach seiner Verurteilung merkt, dass er im Stich gelassen wurde, ist er zu einer Aussage bereit. Doch zu diesem Zeitpunkt weilt das Ehepaar Bunter schon längst in Nordamerika und genießt das sichere Leben von Long Island.

Epilog: das Ende eines nassen Falles

Nicht-Polizisten bezahlt Scotland Yard insgesamt £50 für die Ergreifung des Großhehlers Keith Bunter und noch einmal die Hälfte für die des Raubmörders Robert Greene alias Jonathan Hawser. Ein in dieser Jahreszeit wohltuender warmer Geldregen kommt auch von dem armen Witwer Lord Goodall, der jeden Detektiv für die Verhaftung des Mörders seiner Frau mit den versprochenen £100 belohnt.

Keith Bunter hat einen Strafprozess wegen Hehlerei zu erwarten, Robert Greene wird wegen Raubmordes, Diebstahls und Erpressung angeklagt. Für seine Untat droht ihm der Galgen.

Rund 36 Stunden nach Roberts Ergreifung leitet Scotland Yard eine Nachricht aus dem Newgate-Untersuchungsgefängnis an die Detektive weiter, betreffend einen ihnen wohlbekannten weiblichen Häftling: Martha Hawser ist tot. Sie erhängte sich in dieser Nacht in ihrer eigenen Zelle mit einem aus ihrem Bettzeug gebastelten Strick. Neben ihr wurde ein Zettel mit folgender Aufschrift gefunden: „Ich liebe Dich, Jon!“

Jan Christoph Steines

Personen

Lord Benjamin Goodall

ÄUSSERLICHES: Der Lord ist ein älterer Mann von etwa 60 Jahren, dessen ganze Erscheinung Disziplin, Ruhe und Würde ausstrahlt – selbst in den Filzpantoffeln des White`s Club. Seit einem Reitunfall während seiner Offizierszeit in Südafrika zieht er das linke Bein sichtbar nach.

PERSÖNLICHKEIT: Goodall ist sich seiner hohen gesellschaftlichen Stellung und seiner Verantwortung als Bruder des Herzogs von Edingburgh vollends bewusst und verhält sich auch stets dementsprechend: korrekt, distinguiert und mit distanzierter Höflichkeit, aber bestimmt.

VERHALTEN: Die Detektive, die eventuell bereits andere Kriminalfälle gelöst und dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, sind Goodall von einem Freund, der ebenfalls im White`s Club zu verkehren pflegt, empfohlen worden. Ihm ist es zwar etwas peinlich, die hochdekorierten Detektive mit der lächerlichen Suche nach einem Hund zu beauftragen, aber es hängt für ihn viel von der Wiederbeschaffung des Pekinesen ab (nämlich ein harmonisches Eheleben), weshalb er bereit ist, gutes Geld zu zahlen, aber eben keine £150. Im persönlichen Umgang mit den Detektiven kommt er natürlich (unbewusst) nicht umhin, sie merken zu lassen, dass er einem besseren Stand angehört als sie; andererseits behandelt er sie auch mit einer gewissen Hochachtung, da er von ihren Leistungen bei anderen Kriminalfällen gehört hat.

Die Spieler werden sich voraussichtlich nicht sehr bereitwillig für eine solch triviale Aufgabe wie die Suche nach einem Hund hergeben, aber der SL sollte ihnen verdeutlichen, dass man einem Mann vom Stande Lord Goodalls nichts abschlägt. Außerdem können sie hier einem sehr wichtigen Aspekt der viktorianischen Gesellschaft frönen: dem Knüpfen von Beziehungen.

Martha Hawser

ÄUSSERLICHES: Martha ist eine – für die Gesellschafterin einer adligen Dame – noch überraschend junge Frau von nicht einmal 25 Jahren mit schwarzen, hochgesteckten Haaren. Ihr hübsches Gesicht wirkt etwas verhärmt, als hätte sie in ihrem jungen Leben schon einiges durchgemacht. Normalerweise strahlt sie Freundlichkeit und Ehrlichkeit aus.

PERSÖNLICHKEIT: Martha ist von sehr zurückhaltendem Wesen (bei ihrem ersten Zusammentreffen mit den Detektiven redet sie beispielsweise nur, wenn sie direkt angesprochen wird), besitzt jedoch strenge moralische Grundsätze, zu denen Loyalität, Disziplin und Pflichtbewusstsein gehören. Ihr einziger Nachteil ist ihr zu weiches Herz, das sie ihre Prinzipien unter Umständen einmal vergessen lässt. Genau das ist auch der Grund, warum sie auf den Plan mit der Erpressung eingegangen ist! Denn wie die Detektive trotz Lord Goodalls Beteuerungen bereits ahnen werden, steckt Martha Hawser hinter der Entführung des Pekinesen, zu der sie von einer dritten Partei gedrängt wurde (s.u.). Sie hat es nur widerwillig getan, weshalb sie jetzt von Angst und einem schlechten Gewissen geplagt wird, denn immerhin hat das begangene Unrecht ihr gesamtes Weltbild von Anständigkeit und Rechtschaffenheit durcheinander gewirbelt.

VERHALTEN: Ihre Gewissensqual und den psychischen Druck, der auf ihr lastet, kann Martha natürlich nicht verbergen: Sie benimmt sich nervös und zittrig. Lord und Lady Goodall führen das jedoch darauf zurück, dass sie sich wegen ihrer Unachtsamkeit im Park schuldig fühlt (wofür auch spricht, dass sie tatsächlich ständig erklärt, an allem Schuld zu sein). Die Detektive können nicht eindeutig erkennen, ob dieser Erklärungsansatz stimmt oder Martha ein schlechtes Gewissen hat. Ein scharfes Verhör bei Scotland Yard würde sie nicht lange überstehen, doch lässt Goodall das auch nicht zu, indem er den Detektiven zu verstehen gibt, dass sie sich mit der Gesellschafterin auf einer GANZ falschen Fährte befinden. Wahrscheinlich haben die Detektive selber gewisse Skrupel, Martha so hart anzufassen: Die stille, zutiefst unglückliche junge Frau wird bei ihnen wohl eher Mitleidsgefühle hervorrufen als das Verlangen, mit ihr das beliebte „guter Cop – böser Cop“ zu spielen!

Robert Greene alias Jonathan Hawser

ÄUSSERLICHES: Robert Greene wäre wahrscheinlich ein gutaussehender junger Mann, wenn er sich die struppige Mähne abschneiden, sich rasieren, waschen und andere Kleider als abgetragene Lumpen anziehen würde. So passt er sich allerdings gut ins verarmte Stadtbild von Whitechapel ein. Robert ist nicht groß, aber für seine Statur kräftig, wendig und gut austrainiert. Wie flink er ist, können die Detektive vermutlich schon bei ihrem ersten Zusammentreffen feststellen, wenn er ihnen im „White Fire“ entwischt. Seine Opiumabhängigkeit sieht man ihm nur an, wenn er gerade auf Entzug ist.

PERSÖNLICHKEIT: Robert Greene zeichnet sich vor allem durch seinen sprunghaften Charakter aus, der ihn fast nie etwas zu Ende führen lässt, was er begonnen hat. Auch besitzt er weder Charisma noch Intelligenz noch Hartnäckigkeit, drei Eigenschaften, die in jedem Metier zum Erfolg führen.

Er war sein Leben lang der geborene Versager, dem alles misslang, was er anfasste. Als er noch unter der Obhut seiner Schwester und seiner Tante wohnte, machte dies nicht viel aus, da andere für ihn sorgten, aber seitdem er auf eigenen Füßen stehen muss, ist er durch immer neue Versuche, aus seinem Leben etwas zu machen, langsam auf die schiefe Bahn geraten. Heute fristet er sein Dasein als kleiner, rauschmittelabhängiger Ganove, der keine Gelegenheit für ein kleines Ding auslässt und für den Gewalt etwas Alltägliches ist. Vor großen Coups, zu denen er weder Intelligenz noch Format genug besitzt, schreckte er bislang zurück, weshalb er nach dem Mord an Lady Goodall, als er die Bedeutung seiner Tat erkennt, unerfahren, unüberlegt und panisch reagiert: Er hat Angst! Dies ist auch der Grund, warum er nicht herbeieilt, um seine Schwester zu entlasten, die er bei aller Skrupellosigkeit immer noch bewundert und gern hat. Denn unterbewusst realisiert er, dass sie wenigstens teilweise das Leben geführt hat, das auch er erreichen wollte.

Roberts Vorteil ist es, sich in Whitechapel und Spitalfields gut auszukennen und dort einige Bekannte zu haben, die ihm bei Bedarf den ein oder anderen kleinen Gefallen erweisen.

VERHALTEN: Robert Greene weiß, dass er von einem Gericht wahrscheinlich zum Tode verurteilt würde, weshalb er sich einer Verhaftung unter allen Umständen und selbst in den aussichtslosesten Lagen zu entziehen versucht. Er würde jetzt auch vor einem zweiten Mord nicht zurückschrecken, da dies seiner Meinung nach seine Situation auch nicht weiter verschlimmern würde. Er lässt sich auf keinen Handel ein und ist auch mit Geschichten über seine Schwester Martha nicht zu rühren. Wenn er in die Enge getrieben wird, ist Greene umso gefährlicher, weil er endgültig all seine Kaltblütigkeit verliert und zu panischem Handeln neigt.

Qian Zongshu

ÄUSSERLICHES: Einem sich kulturell überlegen fühlenden Engländer wird es schwerfallen, einen Chinesen von dem anderen zu unterscheiden. Bei Zongshu ist es auch für ihn einfach: Der Wirt des „White Fire“ ist fast zwei Meter groß und auf den ersten Blick ebenso breit, ohne dick zu wirken! Wenn für einen Menschen die Bezeichnung Schrank angemessen ist, dann wohl für Zongshu. Dabei scheint der Chinese ständig in anderen, geistigen Sphären zu schweben, da er ständig ausdruckslos vor sich hinstarrt, selbst wenn ein guter Bekannter mit ihm redet. Sein einziges Entgegenkommen stellt es dann dar, das Haupt zu senken, damit der Sprechende nicht so schreien muss. Er selbst spricht so gut wie nie.

PERSÖNLICHKEIT: Als Zongshu vor sechs Jahren mit seinen drei Brüdern illegal in England einreiste, fand er in Whitechapel umgehend freundschaftliche Aufnahme bei mehreren Bekannten aus der alten Heimat. Die versorgten ihn auch mit dem Job als Wirt im „White Fire“, das einem Landsmann von ihnen gehört. Zongshu erweckt den Eindruck, als sei er selbst von dem Opium, das er verkauft, geschädigt; wer aber seine schnellen Reaktionen in Fällen, wo ihm etwas nicht passt, sieht, merkt, dass das nicht stimmt. Er ist lediglich sehr eigenbrötlerisch (vielleicht sogar fast etwas autistisch)! Er wird aber von allen seinen Kunden, seinen Bekannten und seinem Chef geschätzt, weil er einsatzfreudig und loyal (und dabei nicht der hellste) ist. Das ist auch der Grund, warum er sich für Robert Greene einsetzt. Vor der Polizei fürchtet er sich dabei nicht, weil es außerhalb seiner Vorstellung liegt, diese könnte ihm, seinen Bekannten oder dem „White Fire“ ernsthaft schaden.

VERHALTEN: Die Detektive bekommen aus Zongshu kein Wort heraus, können ihn aber auch nicht einfach in die Ecke stellen, da er sich in diesem Fall zu wehren weiß. Zongshu kämpft nur, wenn er angegriffen wird; ansonsten bildet er im wahren Sinne des Wortes ein passives Hindernis (indem er sich z.B. in Türen stellt, die die Detektive passieren wollen). Zongshu sieht die Detektive als seine Feinde an und wird daher eine – trotz seines ausdruckslosen Blicks – drohende Haltung einnehmen, wann immer sie auftauchen.

Margaret Tryon

ÄUSSERLICHES: Mrs. Tryon ist eine 70 Jahre alte, zerbrechlich, verschroben und unfreundlich wirkende kleine Frau, der es gesundheitlich nicht gut geht, denn eine fortschreitende Lähmung in den Beinen macht ihr zu schaffen (weshalb sie sich auch nicht erhebt, um die Detektive zu begrüßen und auch nachher keinen Schritt tut, ohne von ihrem Butler gestützt zu werden). Trotz ihres Alters und ihres ersichtlichen körperlichen Verfalls hat sie noch eine kräftige und unangenehm schrille Stimme. Ihre Geistesfähigkeiten lassen langsam nach, wodurch sich ihre negativen Eigenschaften noch verstärkten.

PERSÖNLICHKEIT: Um Mrs. Tryon richtig zu verstehen (und damit auch Martha Hawsers Verhalten ihr gegenüber), muss man sich vergegenwärtigen, dass sie in ihrem Leben viel Pech und Unglück hatte (ihr einziges Kind starb im Alter von zwei Jahren, ihr Gatte nur einige Jahre später), weshalb sie schrullig und verbittert gegenüber Gott, der Welt und ihren Mitmenschen wurde, so dass sich heute mit ihr nur sehr schwer auskommen lässt; die Detektive können jedenfalls nach der kurzen Unterhaltung mit ihr nachvollziehen, warum Martha vor ihr nach London geflohen ist. Tatsächlich hat Mrs. Tryon nach dem Tod ihres Gatten nur noch einen Menschen aufrichtig geliebt, nämlich die Tochter ihrer jüngeren Schwester, die sie nach dem Unfalltod von deren Eltern zusammen mit dem kleinen Jonathan bei sich aufnahm. Sie sah Martha immer als Ersatz für das eigene kleine Töchterlein an, das ihr viel zu früh entrissen worden war.

Aber da sie keine Erfahrung in der Rolle als (Ersatz-) Mutter besaß und auch keine positiven Gefühle zeigen konnte, war sie überhaupt nicht fähig, Martha ihre Zuneigung zu vermitteln. Martha empfand ihre Tante daher immer als hartherzig und ungerecht, hasste sie sogar wegen ihres Verhaltens zu ihrem Bruder, den Mrs. Tryon nie gemocht hatte, und flüchtete sich deshalb in die verhängnisvolle Zuneigung zu Jonathan. Als Martha – endlich volljährig – sich nach London aufmachte, brach für ihre Tante eine Welt zusammen, da sie immer gedacht hatte, Martha müsse sie genau so lieben wie sie das Mädchen. Seit dieser Enttäuschung lebt Mrs. Tryon nur noch für ihre zahlreichen Katzen.

VERHALTEN: Mrs. Tryon will nicht einsehen, dass Martha kriminell geworden sei, weshalb sie den Detektiven keine Unterstützung gewähren wird, wenn diese sie von diesem Standpunkt zu überzeugen suchen. Am besten sichern sie sich die Hilfe der alten Dame, indem sie das ganze Verbrechen Jonathan zuschreiben und erklären, sie müssten Martha so schnell wie möglich finden, da sie zwar unschuldig sei, aber etwas über den Vorfall wisse und sich durch ihr Untertauchen außerdem selbst belaste. In diesem Fall wird Mrs. Tryons Verhalten sehr freundlich (für ihre Verhältnisse) und wird der Gruppe helfen, wo sie kann. Dazu gehört natürlich auch, dass sie auf Wunsch etwas über Marthas und Jonathans Werdegang – natürlich aus ihrer subjektiven Sicht – erzählen kann.

Keith Bunter

ÄUSSERLICHES: Bunter ist ein Mann in den Mittvierzigern und besitzt genau die distinguiert-unauffällige Erscheinung, die sowohl einen erfolgreichen Antiquitätenhändler als auch einen erfolgreichen Hehler ausmachen: schütteres Haar, Schnurrbart, Brille, gedrungene Statur, geringe Körpergröße.

PERSÖNLICHKEIT: Bunter gibt sich meist (nicht nur seinen Kunden gegenüber) heiter und freundlich, wobei auffällt, dass seine Augen nie mitlachen. Hinter der harmlosen Fassade verbirgt sich jedoch ein eiskalter Krimineller, der schon einige seiner Geschäftspartner aus der Unterwelt, die ihn betrügen wollten, einfach umbringen ließ, und auch keine Hemmungen hat, jeden selbst zu übervorteilen, der dumm genug dazu ist.

VERHALTEN: Es ist gut möglich, dass sich die Detektive in Bunters Geschäft einmal als angebliche Kunden mit Kaufabsicht ausgeben, um den Hehler persönlich kennenzulernen. Bunter hält sich jedoch meistens in einem Hinterzimmer auf und wird von seinen Angestellten nur gerufen, wenn bekannte oder besonders nobel erscheinende Kunden auftauchen. Sollten auch die Detektive als solche ausgemacht werden, bedient er sie mit ausgesuchter Höflichkeit und bietet sogar französischen Cognac an. Seinen wahren Charakter werden sie wahrscheinlich erst an der hasserfüllten Miene erkennen, die Bunter zeigt, wenn er verhaftet wird.

Dieses Abenteuer wurde ursprünglich im Trodox Nr. 28 abgedruckt. Wir möchten uns bei der TX-Redaktion bedanken, daß wir es hier auf unserer Seite anbieten dürfen.

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