Vorwort
Dieses Abenteuer ist geeignet für Spielsysteme, deren Spielwelt um die letzte Jahrhundertwende herum angesiedelt ist, also z.B. für Auf Cthulhus Spur, Midgard 1880 oder Private Eye. Ich erhebe allerdings keinerlei Anspruch auf die historische Authentizität der Spielorte. Wer Fehler entdecken sollte, der ersetzte sie durch besseres Wissen. Personen und Handlung sind reine Erfindungen. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig. Vorbild für dieses Abenteuer war der amerikanische Spielfilm „Die Toteninsel“.
Der rote Faden für den Spielleiter ist die relativ kurze Chronologie. Wichtiger und darum auch umfangreicher sind die Personen- und Schauplatzbeschreibungen. Für ein gutes Detektivabenteuer muß der Spielleiter gut mit ihnen vertraut sein. Ein gutes Stück eigene Dichtung muß aber besonders bei den Schauplätzen noch hinzugefügt werden. Jeder kennt aus dem Geschichtsunterricht der Schule ein paar Fragmente des viktorianischen Zeitalters. Darum und wegen des andernfalls gesprengten Umfangs dieses Abenteuers bietet das folgende Kapitel „Die Szenerie“ nur einen knappen Umriß. Wer sich besser auf die Stimmung der Zeit vorbereiten will, dem empfehle ich das Regelwerk „Private Eye“, den London History Atlas von Hugh Clout und die Informationen zur politischen Bildung Heft 214/Großbritannien. Daneben sind zahlreiche Sherlock Holmes-Verfilmungen gut geeignet, eine passende Atmosphäre zu vermitteln, wenngleich der Meisterdetektiv erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts auftaucht.
Die Szenerie
Das London bzw. England im 18. Jahrhundert befindet sich in einem radikalen Wandel. Mit einem Schlag hagelt es technische Erfindungen zuhauf, alle im Schlepptau der Industrialisierung, die durch die Erfindung der ersten serienproduktionsreifen Dampfmaschine von James Watt richtig in Fahrt kam. Elektrische Straßenbeleuchtung gibt es zwar noch nicht, dafür aber immerhin schon zahlreiche Bahnstationen in London, sowie die ersten vier Kilometer Underground. Neben den städtischen Droschken, Pferden und Kutschen gibt es in England das am weitesten ausgebaute Eisenbahnliniennetz der Zeit. Kommunikationsmittel sind in den letzten Jahrzehnten in der Zahl deutlich angestiegen. Neben dem Brief gibt es jetzt einige Tageszeitungen wie den Daily Telegraf, die Times und den Guardian. Daneben suchen Sonntagszeitungen ihre Kundschaft. Erwähnenswert hier das Massenblatt News of the World, sowie die seriöseren Blätter Sunday Times und Observer. Für schnelle Kommunikation gibt es Telegrafenämter und Brieftauben.
Doch der Fortschritt hat auch seine dunklen Seiten. Vor gerade einmal drei Jahren wurde die Stadt, genauer Poplar und einige zentrumsnahe Bezirke, von der dritten Cholera-Epidemie des Jahrhundert heimgesucht. Kein Wunder – eine unerfreuliche Begleiterscheinung der Industrialisierung ist die Bildung von slumähnlichen Wohngegenden, in denen Keime wunderbar gedeihen. Außerdem werden die Abwässer oft in offene Kanäle direkt unter den Holzböden der Häuser abgeführt. Nicht umsonst hatte London in der damaligen Zeit den Ruf einer Weltstadt mit dem schlimmsten Geruch.
Ganz anders wiederum sieht es am zweiten Schauplatz dieses Abenteuers aus, einer kleinen Insel etwa 80 Kilometer östlich von Londons Zentrum zwischen dem Festland und der Insel Foulness. Sie wird fast ausschließlich von Fischern bewohnt und ist dementsprechend rückständig und unbedeutend, so unbedeutend, daß sie noch nicht einmal einen eigenen Namen besitzt. Brücken gibt es nicht, ebenso keinerlei Telegrafenanschluß. Aber die Insel wird von den Bewohnern des Festlands sowieso in der Regel gemieden. Gespenstische Geschichten über das seltsame Treiben dort halten sie fern. Nur ein einziges Haus auf der Insel ist sichtbar das Werk eines besser betuchten Mannes, das Haus des Dr. Lawrence.
Wer die namenlose Insel erreichen will, kann von London aus mit der Eisenbahn bis Rochford fahren. Von dort geht es mit der Kutsche die restlichen sieben Kilometer bis zur Küste weiter. Dort lebende Fischer lassen sich mit etwas Verhandlungsgeschick und gegen eine unverschämt hohe Geldsumme dazu überreden, die Spielercharaktere zur Insel überzusetzen. Im Notfall läßt sich die Strecke (Rund 500 Meter) auch schwimmend oder mit einem kleinen Ruderboot zurücklegen.
Die Telegrafenverbindung endet in Rochford. Einzige Möglichkeit, sonst noch Nachrichten nach London abzusetzen, wenn man keine privaten Brieftauben mitnimmt, ist die Post, die sich in der Gegend (nur an der Küste – nicht auf der namenlosen Insel) einmal in der Woche in Gestalt des Boten Michael Smith sehen läßt. Er benötigt für eine eilige Botschaft nach London zwei Tage.
Vorgeschichte
Man schreibt das Jahr 1869 im englischen Königreich. Die Straßen glänzen wieder einmal naß in der kalten Dämmerung Londons. In der Nähe einer heruntergekommenen Wirtschaft in der Fish Lane in Holborn wankt ein mittelalter Mann in abgerissener Kleidung unter Stöhnen durch die Gassen. Zwei Männer, die die Wirtschaft gerade verlassen wollen, bemerken ihn gerade, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenbricht. Sie eilen auf ihn zu. Der Gestürzte hat hohes Fieber. Sein Gesicht glänzt vor Schweiß. Geld hat er keines, aber es ist klar, er benötigt dringend einen Arzt. Schnell bringen ihn die Zechbrüder zur Aufnahme des King’s College. Dort findet gerade eine Vorlesung für geladene Gäste von außerhalb der Hochschule statt. Auch die Spielercharaktere haben sich hier im Geleit des jungen Arztes Steven Broadman eingefunden. Professor John McMartigan referiert über die Bedeutung der medizinischen Wissenschaft für die Bevölkerung. Da öffnet sich die Tür und zwei Assistenten tragen den Schwerkranken herein. McMartigan kümmert sich nicht lange um die Entschuldigungen der Träger wegen der Störung, sondern beginnt sofort mit der Untersuchung auf dem Operationstisch in der Mitte des Saales. „Akute Appendizitis“ (für die Nichteingeweihten: Blinddarmentzündung) heißt seine Diagnose.
„Der Mann muß sofort operiert werden.“ ruft er den Assistenten zu.
Eiligst werden die nötigen Instrumente herbeigebracht. Broadman ist inzwischen ebenfalls nach unten geeilt, um den Professor zu assistieren. Gespannte Stille macht sich im Publikum breit. Einige verlassen, sichtlich von der Übelkeit beim Anblick des Blutes überwältigt, den Saal.
„Er ist sehr geschwächt. Das Fieber…“ bemerkt Broadman.
„Kontrollieren sie lieber den Puls. Der Mann stirbt sicher, wenn ich nicht operiere.“ herrscht McMartigan ihn an.
Fieberhaft arbeiten die beiden Ärzte, während der Puls des Kranken immer schwächer wird. Dann ganz plötzlich, setzt sein Herz aus. Der Mann ist tot. Erschöpft und enttäuscht streift sich McMartigan seine Handschuhe ab und verlangt von einem Assistenten sein Notizbuch, um die Todesursache und einige Daten zur Person des Toten niederzuschreiben. Währenddessen untersucht Broadman noch einmal den Leichnam und entdeckt etwas sehr Merkwürdiges.
„Ahem, Sir, sehen sie sich doch einmal den Kopf des Toten an.“
Eher mißmutig dreht sich Professor McMartigan um und blickt direkt auf den linke Schädelseite des Toten, die Broadman ihm zugedreht hat.
„Sehen sie diese Narben, Sir? Sie weisen deutlich auf eine schwere Schädelfraktur hin. Sie ist verheilt. Aber, Sir, es ist unmöglich, eine solche Fraktur zu überleben.“
„Teufel auch!“, stößt der Professor hervor, „Sie haben recht. Wie kann so etwas nur möglich sein?“
Für den Spielleiter
Das ist die Stelle, an der sich die Spielercharaktere in das Geschehen einmischen sollten. Wenn ihnen nämlich das Interesse fehlt, dann stellt Broadman Nachforschungen auf eigene Faust an. Aber nicht so eilig, Herr Autor, beginnen wir die Geschichte doch ganz von vorne.
Professor Lawrence Forschungen
13 Jahre ist es nun her, seitdem Professor Lawrence das King’s College frustriert verließ. Seine Forschung auf der Suche nach der Geheimnis des Lebens wurde von seinen Kollegen und sogar von den Studenten als spinneriger Irrweg abgetan. Als man ihm dann seitens des Rektorats nahelegte, er solle doch endlich mit sinnvollen Forschungen beginnen, platzte der Knoten. Lawrence kündigte und zog in die Abgeschiedenheit.
Die Haltung seiner Kollegen ihm gegenüber war nüchtern betrachtet nur die bornierte Haltung überheblicher Elfenbeinturmbewohner, denn Lawrence konnte sogar schon einige beachtliche Erfolge vorweisen. Im Experiment mit Ratten, war es ihm gelungen, klinisch tote Ratten wieder zum Leben zu erwecken. Er benutzte dazu als Basis das Wissen der alten Ägypter und entwickelte es weiter. So entwickelte er eine bläuliche Flüssigkeit aus dem Saft ägyptischer Beeren, Dolanit und verschiedener anderer Zusätze, die er den Versuchstieren per Spritze in die Herzkammer verabreichte.
Dr. Lawrence Schicksal
Lawrence zog nach seinem Zerwürfnis mit dem King’s College mit seiner Tochter Johanna auf die schon erwähnte kleine Insel. Dort errichtete er sein neues Domizil und setzte seine Forschungen fort. Niemand weiß, daß Dr. Lawrence, wie er fortan von den Insulanern genannt wurde, sein Lebenselixier vollendete. Er konnte es auch niemandem außerhalb der Insel mehr erzählen. Doch dazu später.
Der Tote aus dem King’s College, der betrunkene alte Mann, ist tatsächlich seinerzeit an der Schädelfraktur verstorben. Er war der erste Patient, der von Dr. Lawrence mit dessen damaligen Prototyp des Elixiers wieder in das Leben zurückgeholt wurde. So wie den alten Mann holte Dr. Lawrence den größten Teil (rund ¾ der Inselbewohner) der Insulaner über die Jahre hinweg ins Leben zurück. Doch das Elixier hat eine unangenehme Anwendungseigenart. Es muß in unregelmäßigen Abständen (ca. alle anderthalb bis drei Wochen) wieder neu verabreicht werden, weil sonst der Körper der Patienten in relativ kurzer Zeit fast völlig verfällt, eine Art extrem schneller Alterung, wenn man so will. Mit der Zeit kamen Dr. Lawrence Zweifel an seinem Tun, die er auch offen äußerte. Die Fischer, die von seinem Medikament abhängig waren und seine Abwanderung von der Insel fürchteten, ersannen einen teuflischen Plan. Sie brachten den Doktor in ihre Gewalt und banden ihn im Nebel auf den Schienen einer Eisenbahnlinie fest. Im Nebel des Morgens bemerkte der Lokführer nicht einmal, daß er dem vor Angst erstarrten Dr. Lawrence beide Beine mit den schweren Laufrädern seiner Maschine abtrennte. Der rasch von den Fischern herbeigeholte Arzt Cyril Potter kümmerte sich um den Schwerverletzten. Dr. Lawrence überlebte, wurde wieder auf die Insel zurückgebracht und konnte diese nicht mehr verlassen. Er ist Gefangener der Fischer. Sein Lebensretter wurde übrigens von den Fischern getötet.
Das Ziel
Ihn aus dieser Situation zu befreien, wäre das höchste Ziel. Doch dafür müssen die Spielercharaktere erst einmal die nötigen Hintergrundinformationen sammeln, um die Geschehnisse zu durchschauen.
Schauplatzbeschreibungen
(London)
Die Pollux-Werft
Am Old Dock gelegen ist die Pollux-Werft, die ihre besten Tage schon hinter sich zu haben scheint. Sie ist zu klein, um moderne Schiffe bauen zu können. So hat man sich auf Kutter und andere Kleinschiffe spezialisiert. Doch bei der umliegenden starken Konkurrenz ist das Überleben für die Pollux-Werft schwer. Die meisten Arbeiter sind angelernte Hilfsarbeiter, weil sie am billigsten sind. Gearbeitet wird in zwei Schichten mit jeweils einer Gruppe von zwölf Arbeitern, die von einem Vorarbeiter beaufsichtigt werden.
Über dem dröhnenden Lärm der Dampfmaschinen, liegt eine hölzerne Hütte, die die Büros beherbergt. Hier können sich die Spielercharaktere Informationen über Edward Haring und später auch über Robert Stich holen. Beide gelten aus äußerst verschlossene Gesellen, die ihre Arbeit halbwegs gut verrichten. Edward Haring ist zudem leicht erregbar. Schon kleinere Foppereien können bei ihm zu einer Schlägerei führen. Dadurch ist er schon einmal unangenehm aufgefallen und verwarnt worden vom Vorarbeiter Mick Atkins. Eben dieser weiß auch zu berichten, daß sich Haring und Stich wohl schon vor ihrer Anstellung bei der Pollux-Werft kannten. Stich gibt nach Haring gefragt nur an, er kenne ihn aus einer Kneipe.
Die Kneipe in der Fishlane
Eigentlich heißt die Kneipe Harper’s Inn. Doch schon vor ein paar Jahren fiel das rostige Namensschild von seinem Träger auf die Straße hinab und wurde weggeräumt. Geld für ein neues Schild hielt der Wort für vergeudet. So hat die Kneipe heute nur noch bei Ortskennern ihren alten Namen.
Der Wirt erinnert sich nach einer eventuellen Beschreibung durch die Spielercharaktere an die beiden Männer, die Haring zum King’s College gebracht haben. Sie sind bei ihm Stammgäste und zufällig auch gerade anwesend. Wenn ein Polizist unter den Spielercharakteren sein sollte, sind sie sehr auskunftsfreudig. Ansonsten lassen sie sich ihre im Grunde wertlose Aussage mit einen guten Summe Geld bezahlen. Haring kennen sie im übrigen nicht näher. Er ist gelegentlicher Gast im Harper’s Inn gewesen. Der Wirt beschreibt ihn als einen abweisenden in sich gekehrten Menschen, der nur alltags in seine Wirtschaft kam und nach seinem Akzent zu urteilen von der Ostküste stammt.
Das Polizeiarchiv
Ohne Kontakte zu einem Polizisten aus der Detektivabteilung von Scotland Yard bekommen die Spielercharaktere nur sehr schwer Zugang zum Archiv. Wenn sie diese Beziehungen haben, eröffnet sich ihnen die Möglichkeit, in ein sehr gut sortiertes und alphabetisch geordnetes Register Einblick zu nehmen, in dem der Selbstmord Ludwig Brenzens verzeichnet ist. Ebenfalls interessant dürften die genauen Adressen Harings (mit Kartenzeichnung wegen fehlender geographischer Bezeichnungen), Stichs und des Inselpolizisten Mark Hallodale sein. Weitere Informationen finden sich im Kapitel „Chronologie der Ereignisse“ unter Punkt eins bei „Für den Spielleiter“
Bibliothek/Archiv des King’s College
Das King’s College ist immer um begabten und interessierten Ärztenachwuchs bemüht. So erklären sich auch die öffentlich zugänglichen Vorlesungen über Gebiete der Medizin, die von Zeit zu Zeit stattfinden. Die Spielercharaktere, die ja schon so eine Vorlesung besucht haben, finden im Rektoratsmitglied McMartigan einen hilfsbereiten Ansprechpartner, der ihnen auch für die Recherchen die Bibliothek mit ihrem Archiv zugänglich macht. Ein wissenschaftlicher Assistent McMartigans ist jedoch immer zugegen, um die Spielercharaktere zu beobachten und ihnen gegebenenfalls auch zu helfen.
Die Bibliothek besitzt ein Autoren- und ein Themenregister, über die man relativ schnell auf Informationen zugreifen kann. Die Themengebiete entstammen hauptsächlich der Medizin. Ergänzend gibt es eine geographische, eine mathematische und eine philosophische Abteilung. Das Archiv ist deutlich weniger benutzerfreundlich. Es ist nach Jahrgängen geordnet. In ihm finden sich Zeichnungen und Anmerkungen von bzw. zu den spektakulärsten Fällen, die das College in seiner kurzen Geschichte ab 1839 vorweisen kann. Eine ganz neue Akte mit einer Zeichnung des verstorbenen Appendizitis-Patienten befindet sich dort ebenfalls. Sein Name war Edward Haring und er stammt von der namenlosen Insel. Die Obduktion, die noch am selben Tag abends im King’s College durchgeführt wird, hat ergeben, daß sich noch Knochensplitter im Gehirn befunden haben. Zudem war eine Gehirnhälfte durch die schwere Faktur stark gequetscht. Ein Querverweis nennt eine weitere Akte zu Edward Haring, die im Jahre 1856 angelegt wurde. Der behandelnder Arzt war seinerzeit Ludwig Brenzen, ein deutscher Medizinschüler, der unter Anleitung Professor Lawrence arbeitete. Laut Krankenakte verstarb Haring auf dem Operationstisch an einer schweren Schädelfraktur. Bilder sind beigefügt.
Ebenfalls im Archiv finden sich Akten über alle lehrenden Mitglieder des Colleges, und zwar jeweils eine mit Foto oder Zeichnung sowie persönlichen Daten und Forschungsgebiet zum Einstellungsdatum und eine der betreffenden Person beim Ausscheiden aus dem College. In der letzteren Akte befindet sich auch eine Beurteilung der Arbeit des Lehrenden.
In den Akten ist unter Ludwig Brenzen nur zu finden, daß er sein Studium nach drei Semestern im Alter von 25 Jahren (1857) abbrach und nach Deutschland zurückging. Eine nähere Beurteilung gibt es nicht.
Über Professor Lawrence, geboren 1812, erfährt man in den Akten ebenfalls nicht viel. Er hat seinen Dienst 1856 nach sieben Jahren am King’s College beendet. Über seine Forschungen sind nur wenige Notizen erhalten. Er war im Gebiet der Immunsystem-Forschung tätig. Konkrete Ergebnisse konnte er in seiner Zeit am College nicht vorweisen.
Ebenfalls in der Bibliothek ist natürlich auch eine Liste der bisherigen Rektoratsmitglieder des Colleges. Zur Zeit Professor Lawrence waren dies Dr. Jonathan Brick und Dr. Thomas Elias Stanton. Beide sind nicht mehr am College aktiv, aber ihre zuletzt bekannten Adressen finden sich in den Akten. Brick ist 1868 verstorben, während Stanton seinen Ruhestand unter der alten Adresse in der Marylebone Street in der Nähe des Regent’s Park verbringt. Er kann sich noch gut an Dr. Lawrence erinnern und an dessen Forschung, die sich „im Bereich Reanimation um die Wiedererweckung von toten Lebewesen drehte“. Präzise kann er zwar nicht werden, denn er gehörte auch zu denen, die Lawrence Forschungen ungeprüft für schwachsinnig hielten, aber er weiß noch, daß Lawrence London verlassen hat.
Schauplatzbeschreibungen
(namenlose Insel)
Die namenlose Insel an sich
Auf den 3,45 Quadratkilometern Fläche der Insel ist wirklich der Hund verfroren. Über das Flachland erheben sich nur einige kleine Hügel und Dünen. Weil von Ackerbau hier niemand leben kann, ist die Insel nur dünn von einigen Fischern besiedelt. Im Norden gibt es sogar eine kleine Siedlung aus sieben Hütten und einer kleinen Polizeistation. Dort befinden sich auch zwei Anleger für kleinere Boote und Kutter. Das Gasthaus Shark’s Inn liegt ebenfalls am Rande der Siedlung. Alle übrigen Hütten der Insel stehen leer. Ihre Bewohner sind verstorben, noch vor der Zeit, als Dr. Lawrence sich auf der Insel niederließ. Ihr Zustand ist dementsprechend schlecht. Nur die zwei Anleger im Osten der Insel werden noch einigermaßen in Schuß gehalten. Das Haus des Dr. Lawrence liegt in deutlicher Entfernung zur Siedlung und ist das einzige Steingebäude. Wege gibt es auf der Insel nicht, allenfalls mit dem Wind wandernde Pfade. Merkwürdig mag auch dem einen oder anderen erscheinen, daß es nur sehr wenige Kinder auf der Insel gibt und die jüngste Grabstätte immerhin schon 15 Jahre alt ist. Weitere Informationen finden sich gleich zu Beginn dieses Abenteuers im Kapitel „Szenerie“.
Shark’s Inn
Für städtische Verhältnisse ist das Shark’s Inn mit seiner kleinen Gaststube und den fünf Tischen eher eine kleine Diele. Doch mehr wird hier ja auch nicht benötigt. Abends kommen nahezu alle erwachsenen Bewohner der Insel hier zusammen, um sich die Zeit zu vertreiben. Der Schankraum des Holzhaus ist trotzdem kaum dekoriert. Nur ein paar Muscheln und Seesterne liegen auf dem Tresen. Der obligatorische präparierte Fisch an der Wand und das aufwendige Segelschiff und der Decke entfallen hier leider. Doch hier stört das niemanden. Man ist die einfachen Verhältnisse gewohnt, ebenso wie die Tatsache, das der Wirt, der gleichzeitig einziger Bewohner des Hauses ist, nur eine Biersorte oder Ziegenmilch (Im Schuppen am Shark’s Inn hält der Wirt eine Ziege.) servieren kann sowie für das leibliche Wohl gegrillten Fisch mit Brot. Wenn sich Fremde in der Gaststube aufhalten, drehen ihnen die Insulaner demonstrativ den Rücken zu – ein Tisch ist nämlich immer frei (alter Aberglaube). Weitere Informationen finden sich im Kapitel „Personenbeschreibungen – namenlose Insel – Die Fischer und der Wirt“.
Die Polizeistation
Wohnhaus und Polizeistation für den Constable Mark Hallodale ist dieses robuste Holzhaus. Es besitzt an der Rückseite eine kleine Scheune, die im Bedarfsfall als Zelle benutzt werden kann. Der Constable kümmert sich auch um den Postverkehr der Insel (und kann ihn so natürlich auch kontrollieren). Wenn sich Briefe angesammelt haben, etwas eine dringende Beförderung erforderlich ist, fährt er nach Rochford oder, falls der Postdienst gerade dort ist, auch nur bis zur Küste des Festlandes, um die Briefe aufzugeben. Wer die Hütte des Polizisten abends durchsucht, wenn er mit den anderen Inselbewohner im Shark’s Inn sitzt, kann in einer Schublade einen Brief von Johanna Lawrence finden. Darin bittet sie den Adressaten (einen gewissen Tom Urgent aus London) um einen Besuch. Wer die Adresse überprüft, wird feststellen, daß es sich um die anschrift von Scotland Yard handelt. Dort ist niemand namens Tom Urgent bekannt. Allerdings heißt „urgent“ bekanntlich „dringend“. Leider ist der Hilferuf von Johanna in der Schublade des Constables gelandet. Weitere Informationen finden sich im Kapitel „Personenbeschreibungen – namenlose Insel – Mark Hallodale, der Inselpolizist“.
Personenbeschreibungen
(London)
Steven Broadman
Der junge Arzt Steven Broadman ist eine Art freundlicher Helfer für die Spielercharaktere. Er hat ein offenes, einnehmendes Wesen und hilft gerne z.B. mit medizinischen Informationen. Wenn die Spielercharaktere Nachforschungen im Fall des rätselhaften Toten anstellen, bietet er ihnen sofort an, über Telegraf Kontakt mit ihnen zu halten. Auf dem Festland, nicht weit von der Insel gibt es eine Telegrafenstation. So sparen sich die Spielercharaktere wertvolle Zeit bei ihren Nachforschungen.
Professor John McMartigan
Professor McMartigan ist in den besten Jahre (45 Jahre alt) und führt das King’s College als Mitglied des Rektorats zusammen mit Professor Alan Hallway. Er ist noch nicht lange genug am College, um über die Vorgängen um Dr. Lawrence in der Vergangenheit informiert zu sein, ist aber wie schon gesagt sehr hilfsbereit, wenn es um Zugang zu Akten geht. Er läßt allerdings nicht zu, daß Akten aus dem Archiv entfernt und mitgenommen werden. Außerdem legt er Wert darauf, über die Ermittlungen voll informiert zu werden. Zur Sicherheit begleitet ein wissenschaftlicher Assistent die Spielercharaktere bei ihren Recherchen. McMartigans Interesse liegt natürlich in der Bewahrung des guten Rufes seines Colleges. Jegliche Weitergabe von Informationen an die Presse lehnt er darum kategorisch ab. Sollte er erfahren, daß die Spielercharaktere irgend etwas um ein mysteriöses Lebenselixier aus Dr. Lawrence Hand erforschen, sperrt er aus Furcht um den Ruf seiner Institution sofort rigoros den Zugang zu den Archiven.
Personenbeschreibungen
(namenlose Insel)
Dr. Lawrence und seine Tochter Johanna
Dr. James Hesekiel Lawrence, geboren 1812, ist heute 57 Jahre alt, herzkrank und wegen der beiden „amputierten“ Beine an den Rollstuhl gefesselt. Er ist zu einem verschlossenen, verbitterten, alten Mann geworden, seitdem er damals das King’s College verließ, um seine Forschungen privat zuendezubringen. Er lehnt jeden Besuch ab, wenn nicht ein wirklich dringlicher Grund dahinter steckt. Ansonsten müssen eventuelle Besucher mit seiner Tochter vorlieb nehmen. In unregelmäßigen Abständen kommen immer wieder Inselbewohner zu ihm, um ihre Lebenskraft mit dem Elixier neu aufzufrischen, denn das Rezept des Trankes existiert nur im Gedächtnis des Doktors. Doch Dr. Lawrence hat inzwischen den Entschluß gefaßt, dem Treiben ein Ende zu machen. Er wird dabei angetrieben vom schlechten Gewissen in Gottes Schöpfung eingegriffen zu haben und dem Haß auf seine Peiniger. Er ist sogar bereit, sein eigenes Leben auf das Spiel zu setzen, nur um zu verhindern, daß „seine Schöpfungen“ jemals die Insel verlassen. Seit einigen Wochen hat er statt seines Elixiers nur blau gefärbtes Wasser gespritzt.
Seine Tochter Johanna ist heute 21 Jahre alt und eine sehr ansehnliche Frau geworden. Sie kümmert sich dem ganzen Tag um ihren Vater und versucht ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Über die Forschungen ihres Vaters und sein Elixier ist sie informiert. Dennoch ist sie ihrem Vater gegenüber so loyal, daß sie sein Geheimnis nicht preisgibt. Erkennen die Spielercharaktere selber die Sachlage und konfrontieren Johanna damit, so führt sie sie zu ihrem Vater zum Gespräch (sie vermittelt dabei). Johanna hat aber noch ein dunkles Geheimnis. Als sie acht Jahre alt war, erlag sie der Kinderkrankheit Scharlach. Ihr Vater holte sie damals mit Hilfe des Elixiers ins Leben zurück. Sie weiß, daß sie sterben wird, weil ihr Vater keinen Lebenssaft mehr verabreicht, billigt diese Entscheidung aber.
Die Fischer und der Wirt
Auf der Insel leben, wie gesagt, überwiegend Wiederbelebte (20 von 29). Jede Familie ist in mindestens einem Fall betroffen. So erklärt sich der enge Zusammenhalt. Außerdem haben die Fischer kollektiv ein Verbrechen begangen, als sie Dr. Lawrence verstümmelten. Dies und das Geheimnis des ewigen Lebens gilt es geheim zu halten. Jeder Fremde wird sehr abweisend behandelt. Stellt jemand gar offen unangenehme Fragen, legt man ihm zuerst noch relativ harmlos nahe, er möge die Insel schnellstens verlassen. Geht er dann immer noch nicht, machen die Fischer eine regelrechte Hetzjagd auf ihn – Ziel: das Ableben des Eindringlings. Auf der Insel genießen die Bewohner quasi Narrenfreiheit, weil sogar die ortsansässige Polizeivertretung mit ihnen unter einer Decke steckt.
Nur eine einzige Person außer dem Doktor und seiner Tochter ist nicht mit dem Treiben auf der Insel einverstanden und kann zu einem heimlichen Verbündeten der Spielercharaktere werden. Die Rede ist vom 55-jährigen Wirt Elias Bromton, genannt McBurn, weil sein Essen in früheren Zeiten oft angebrannt war. Nach außen und vor allen Dingen natürlich den Inselbewohnern gegenüber, die seine Kneipe Shark’s Inn allabendlich füllen, gibt sich Bromton unauffällig. Er macht einen genauso abweisenden und grantigen Eindruck, wie alle anderen. Eventuelle Übernachtung in seinem Haus gewährt er nur zum vierfachen üblichen Preis und über maximal zwei Tage, schon zum Schutz seiner Gäste. Bemerkt er, daß die Spielercharaktere wegen Nachforschungen gleich welcher Art vor Ort sind, läßt er ihnen einen Zettel mit einer Warnung à la „geht schnell, bevor euch etwas passiert, bitte“ zukommen. Praktisch könnte dies passieren, wenn die Spieler die Kneipe betreten und sich nicht sofort als Detektive offenbaren, sondern erst ein Ale nehmen. In diesem Fall steigt der Geräuschpegel in der Schenke bald wieder auf normal an und der Wirt könnte etwas über die Absichten der Spielercharaktere zufällig im Vorbeigehen erlauschen, bevor es die anderen Gäste hören.
Elias ist auch eine Zufluchtsmöglichkeit, wenn die Spielercharaktere verfolgt werden und ungesehen in der Nähe des Shark’s Inn auftauchen. Er wird jedoch mißtrauisch vom Constable der Polizei von Zeit zu Zeit beobachtet. Schließlich ist er der einzige Inselbewohner, der zwar alle Geheimnisse kennt, aber selber nicht von dem Elixier abhängig ist. Bromtons Frau verstarb schon vor 20 Jahren bei der Geburt ihres ersten Kindes, das wenige Tage später auch starb. Die Inselbewohner vertrauen ihm, weil er ein alteingesessener Bewohner der Insel ist und vom selben Schlag zu sein scheint, wie sie selbst. Elias fährt übrigens einmal pro Woche zum Festland, um dort Lebensmittel gegen seinen Ziegenkäse, Fisch und diverse Schnitzereien zu tauschen. Alleine von dem, was die See bietet, können die „normalen“ Menschen der Insel nämlich nicht überleben.
Mark Hallodale, der Inselpolizist
Constable Mark Hallodale wohnt erst seit drei Jahren auf der Insel, seitdem die Polizeistation Bestand hat. Vor zwei Jahren ertrank der 36-jährige hagere Ordnungshüter, als sein Boot vor der Küste kenterte. Fischer bemerkten ihn jedoch sofort und brachten ihn zu Dr. Lawrence, der ihn mit Hilfe seines Elixiers ins Leben zurückholte. Seit dieser Zeit ist Hallodale Teil der verschworenen Gemeinschaft der Inselbewohner und betätigt sich als Postkontrolleur. Keine postalische Nachricht gelangt zum Festland, die nicht zuvor durch seine Hände gelaufen ist. Auf diese Weise hat er schon einen getarnten Brief von Johanna Lawrence abfangen können (Der Hilferuf war mit Zitronensaft unter die eigentliche Nachricht an eine Bekannte aus London geschrieben), der an Scotland Yard gerichtet war.
Mark Hallodale ist als Polizist natürlich bewaffnet. Neben einem Revolver besitzt er noch vier Gewehre in einem Waffenschrank, die er an die Inselbewohner ausgibt, falls die Spielercharaktere Dr. Lawrence von der Insel bringen wollen.
Chronologie der Ereignisse
Abgesehen vom ersten Ereignis, daß sofort noch am selben Abend im King’s College stattfindet, ist es im Prinzip nicht wichtig, wann genau die Ereignisse eintreten. Es müssen auch nicht notwendigerweise alle Ereignisse abgearbeitet werden. Nach Möglichkeit sollten sie aber grob in dieser Reihenfolge stattfinden, am besten immer so, daß kein Spannungsloch beim Spielen auftritt.
1. Die Obduktion im King’s College
Unter Aufsicht des hinzugerufenen Inspektors Alec Green und des Polizeifotografen Detective-Sergeant Peter Lee-Arrow und in Anwesenheit des Collegezeichners Simon Brant, Steven Broadmans und eventuell der Spielercharaktere wird noch am späten Abend eine Obduktion des verstorben Blinddarmpatienten von Professor McMartigan persönlich durchgeführt. Dabei zeigt sich, daß die Wunde über der verheilten Schädelfraktur augenscheinlich fachmännisch vernäht wurde. Nach Öffnung des Schädel zeigt sich, daß die Fraktur tatsächlich tödlich hätte sein müssen. Knochensplitter finden sich noch in der Hirnmasse und haben zahlreiche Nervenstränge durchtrennt. Zudem wurde das Gehirn stark gequetscht. Alte Blutungen sind ebenfalls noch zu sehen. Ein sehr merkwürdiger Anblick. Nachdem Fotograph und Zeichner die Szenerie aufgenommen haben, wird der Tote zur Bestattung freigegeben. Recherchen zur Person des Toten wird die Polizei noch anstellen. Die Suche im Archiv der Polizei wird voraussichtlich zwei Tage in Anspruch nehmen. Eines steht aber für Inspektor Alex Green schon jetzt fest. Der Tote ist kein Fall für eine nähere Ermittlung, da kein Verbrechen vorliegt.
Professor McMartigan gibt Simon Brant daraufhin den Auftrag, eine Akte über den Fall zu erstellen, der schon am nächsten Tag im Archiv des Colleges abgelegt werden soll.
Für den Spielleiter
Wichtig für die Spielercharaktere ist hier vor allem der Hinweis, daß sowohl bei der Polizei als auch im College ein Archiv vorhanden ist, in das sich zumindest mit Beziehungen sicher Einsicht nehmen läßt. Während das King’s College an den rein medizinischen Daten interessiert ist, finden sich bei der Polizei auch Vernehmungsprotokolle, persönliche Daten, die über den Namen hinausgehen und allerlei mehr, das für eine Ermittlung von Nutzen sein könnte. Bei der Polizei findet sich im alphabetischen Register unter dem Namen Ludwig Brenzen ein interessanter Zusatzeintrag. Der ehemalige Student, der 1857 das King’s College verließ und nach Deutschland zurückging, hat zwei Jahre später auf einer Reise durch England in London Selbstmord verübt. (Er konnte nicht mit dem Gedanken, an der künstlichen Lebenserhaltung mitgewirkt zu haben, leben.)
Unter dem Namen Edward Haring findet sich in der gerade angelegten Akte nach Ablauf der zwei Recherchetage der Hinweis, daß Haring bei der Polluxwerft an der Docks als Hilfsarbeiter sein Geld verdiente.
2. Stark gealterter Toter wird gefunden.
Auf dem Festland in der Nähe des momentanen Aufenthaltsortes der Spielercharaktere wird ein toter Mann, namens Robert Stich aufgefunden, der nachweislich einen Tag zuvor noch am Leben war. Das können zumindest Arbeitskollegen der Pollux-Werft, bei der er aushilfsweise arbeitet, bezeugen. Sie können auch berichten, daß der Kollege tags zuvor vor Fieberanfällen geschüttelt wurde und vor Feierabend plötzlich verschwunden war. Jetzt befindet sich sein Körper in einem Zustand fortgeschrittenen Verfalls im Leichenschauhaus. Äußerlich sieht der eigentlich 30-jährige aus wie ein Greis. Er wurde nur anhand seiner Papiere identifiziert. Er trägt auch dieselbe Kleidung und besitzt dieselben Erkennungsmerkmale wie der verschwundene erkrankte Werftarbeiter (Ohrring und Tätowierung am Oberarm).
Der Tote hatte beim Antritt seiner Arbeitsstelle angegeben, er käme von der Insel (eben jene, auf der Dr. Lawrence wohnt). Sein Paß weißt eine Merkwürdigkeit auf. Das Geburtsdatum ist durch Feuchtigkeit etwas verwaschen und wurde mit schwarzer Tinte nachgezeichnet – eindeutig illegal. Eine Nachfrage bei der Polizei ergibt, daß niemand mit diesem Namen und diesem Geburtsjahrgang in der Meldekartei zu finden ist. (Er taucht zu einem zehn Jahre früheren Zeitpunkt in den Akten auf, wie eine weitere gezielte Suche ergeben würde.)
Der tote Arbeiter ist das erste Opfer der Wasserspritzen des Dr. Lawrence. Zur Sicherheit lassen sich die Inselbewohner immer schon dann impfen, wenn sie der früheste Termin für den Wirkungsablauf angesetzt werden kann. So kam es, daß der Verstorbene nicht unmittelbar bemerkte, daß die letzte Spritze unwirksam war.
Je nach Bedarf können die Spielercharaktere einen Teil dieser Informationen über den mysteriösen Toten auch in den Zeitungen finden, sofern sie Zugang zu ihnen haben. Auf dem Festland bei der Insel gibt es nur die Boulevardsonntagszeitung News of the World und die Times.
3. Reporter verschwindet
Der Times Reporter Oliver Mallory verschwindet plötzlich. Er war Angestellter der Times-Vertretung in Rochford und hatte wohl gerade an einer neuen Story gearbeitet. Genaueres weiß niemand, denn Mallory hat keine direkt brauchbaren Notizen hinterlassen, abgesehen von einem Zettel mit den hastig hingeschrieben Zeilen: „J.H.L. – Post über Michael Smith“. Ersteres sind die Initialen des Dr. Lawrence. Mallory hat sie wohl absichtlich nicht ausgeschrieben, aus Furcht, ein Kollege könnte ihm seine Story stehlen. Michael Smith ist der Postkurier, der einmal die Woche auf dem Festland in der Nähe der namenlose Insel vorbeikommt.
4. Boot versenkt
Die Fischer auf der namenlosen Insel versenken das Boot der spielercharaktere hinter deren Rücken als Warnung, daß sie hier nicht willkommen sind. Das Boot läßt sich leicht wieder herstellen und zudem einfach bergen, denn das Wasser ist nur hüfttief.
5. Broadmans Entdeckung in den Akten
Falls die Spielercharaktere allzu große Wissenslücken durch schlechte oder gar keine Archivrecherche haben sollten, die Informationen aber dringend benötigt werden, kann der Spielleiter Steven Broadman, den jungen Arzt, benutzen. Er telegrafiert die entsprechenden Informationen nach Rochford und beauftragt einen Boten, sie bis zur Küste zu den Spielercharakteren zu bringen
6. Mallory ist tot
Auf dem Festland wird die Leiche des Times-Reporters Oliver Mallory entdeckt. Er hat mehrere Stichverletzungen in der Brust, die den Tod herbeigeführt haben sowie Würgemale am Hals. Gefunden wurde die Leiche von Bauern. Sie lag auf einem Feld in der Nähe der günstigsten Möglichkeit zum Übersetzen vom Festland zur namenlosen Insel.
Natürlich waren es die Inselbewohner, die den Reporter umgebracht haben. Er hat zu tief und zu offen in ihren Angelegenheiten herumgeschnüffelt. Falls nötig kann dieser Ereigniskomplex auch vorgezogen werden. Er dient dazu, den Spielern klarzumachen, daß sie sehr behutsam ermitteln müssen, wenn sie nicht selbst in Lebensgefahr geraten wollen.
7. Der vermeintliche Sturm
Der Inselpolizist kündigt den Spielercharakteren an, es zöge ein Sturm auf, der mehrere Tage anhalten würde. Eine Rückkehr zum Festland sei dann unmöglich. Außerdem gäbe es auf der Insel nicht genügend Nahrungsmittel, um auf die Spielercharaktere in der Sturmzeit zu ernähren. Es sei das beste, sofort zum Festland zurückzukehren. Natürlich handelt es sich hier nur um eine Ablenkung, um die ungeliebten Schnüffler loszuwerden. Am Himmel sind keine Anzeichen von Sturm zu sehen – es kommt auch keiner.
8. Zweiter stark gealterter Toter
Dieses Mal stirbt der Fischer George Haddock auf der namenlosen Insel. Er ist das zweite Opfer der Wasserspitzen. Als seine Leiche von Insulanern gefunden wird, er treibt in seinem Boot auf dem Wasser, sieht der ehemals kraftstrotzende 34-jährige Mann wie ein uralter Greis aus. Die Insulanern sind derart geschockt, daß sie sich an diesem Tag zur Sicherheit alle eine neue Spritze bei Dr. Lawrence geben lassen. (Sie gehen davon aus, daß Haddock einfach vergessen hat, sich per Spritze neues Leben spritzen zu lassen.)
9. Vermeintliches Attentat
Nachts durchschlagen mehrere Geschosse die hölzernen Wände der momentanen Unterkunft der Spielercharaktere. Sie werden in kurzer Abfolge nacheinander abgegeben. Der Schütze kann leider nicht ermittelt werden. Auch Fußspuren sucht man um das Haus vergeblich. Der Wind und der Sand der Insel verbergen sie.
Abgegeben wurden die Schüsse vom Inselpolizisten Mark Hallodale. Hallodale ist ein guter Schütze und hat absichtlich daneben geschossen. Sein Ziel ist natürlich nur die Einschüchterung der Spielercharaktere, die die Insel besser heute als morgen verlassen sollen. Schnüffler sind eben unerwünscht.
Ein Waffenexperte könnte die Gewehre aus Hallodales Haus als mögliche Tatwaffen identifizieren, wenn die Spielercharaktere sofort und sehr gründlich nach den Geschossen suchen. Eine gute Stunde muß bei der Dunkelheit und der ungünstigen sandigen Umgebung schon einkalkuliert werden. Wird die Suche erst am nächsten Tag angesetzt, sind keine Patronen mehr zu finden. Hallodale und ein paar Fischer haben sie entfernt.
10. Zeitung auf dem Festland erscheint
Die Sonntagszeitung „News of the World“ meldet in Wort und Bild den Fund der Überreste eines Toten bei Rochford gefunden.
Die Polizei ermittelt ebenfalls. Sogar einer der wirklich selten anzutreffenden Gerichtsmedizinern wird hinzugezogen, weil sich der gewählte Coroner der Aufgabe nicht gewachsen sieht. Anhand einer äußerst markanten Zahnprothese gelingt dem Mediziner nach einigen Tagen eine kleine Sensation. Er kann zweifelsfrei die sterblichen Überreste dem Ende 1857 spurlos verschwundenen Cyril Potter zuordnen. In London findet sich eine Akte bei Scotland Yard zu Cyril Potter. Dort ist verzeichnet, daß er 1857 von seiner Frau als vermißt gemeldet wurde. Zuletzt war er zu einem unbekannten Schwerverletzten gerufen worden, dem ein Zug beide Beine amputiert hatte.
Wenn die Spielercharaktere zum ersten Mal Dr. Lawrence gegenüberstehen, sollte ihnen auffallen, daß der ehemalige Professor keine Beine mehr besitzt.
11. Drei Inselbewohner gleichzeitig sterben
Drei weitere Inselbewohner versterben in kurzen Abständen nach einander (auch sie bekamen die Wasserspritzen). Der Verdacht fällt nun auf Dr. Lawrence, weil eindeutig ist, daß alle vor kurzem das Elixier bekommen haben. Eine Gruppe der Inselbewohner zieht daraufhin zu Dr. Lawrence Haus und droht dem Wissenschaftler mit dem Tod seiner Tochter Johanna. Zudem foltern sie ihn. Dr. Lawrence Haus wird fortan ständig bewacht.
12. Dr. Lawrence Befreiung
Wenn dies nicht geschieht, hat das letzte Stündlein des Wissenschaftlers geschlagen. Der Herzkranke ist mit der momentanen Situation sowieso überfordert. Nur der Haß und sein Verantwortungsgefühl, treiben ihn dazu, das Elixier nicht zu produzieren. Die Insulaner haben aber höchstens einen Tag lang Geduld. Danach foltern sie Johanna und später, weil dies noch nicht ausreicht, noch einmal den Doktor selber. Dieser überlebt die Tortur nicht. Sein Herz versagt.
13. Die Flucht mit Johanna
Wenn die Spielercharaktere nicht allzu geschickt vorgehen, treibt Johanna die Flucht voran, weil sie um das Leben der Spielercharaktere fürchtet. Es ist gerade ein stürmischer Tag und das Ruderboot, mit dem die Gruppe zum Festland übersetzen will, kentert auf halbem Weg. Die Spielercharaktere werden bewußtlos geschlagen und von den Wellen an Land gespült. Am Festland angekommen, stirbt Johanna unbemerkt. Wenn die Spielercharaktere wieder erwachen, finden sie nur noch eine tote alte Frau, die Reste des vom Elixier ausgelaugten Körpers der ehemals jungen Frau. Ein in Leder eingeschlagener Brief in ihrer Hand klärt die Spielercharaktere über Johannas Schicksal und das ihres Vater und der Insel auf.
Die Personen des Abenteuers
mit Information zur Erwähnung in der einzelnen Kapiteln des Abenteuers
Brant, Simon (I1849): Zeichner am King’s College, anwesend bei der Obduktion des toten Haring
Brenzen, Ludwig (1832-1859): deutscher Student am King’s College bis vor 12 Jahren, der ehemalige behandelnde Arzt von Edward Haring, Schüler von Professor Lawrence, beging Selbstmord
Brick, Jonathan (1789-1868): ehemaliges Rektoratsmitglied zur Zeit Dr. Lawrence, verstorben
Broadman, Steven (I1844): junger Arzt, Absolvent des King’s College und Bekannter der Spielercharaktere
Bromton, Elias (I1814): genannt „McBurn“, der Wirt auf der namenlosen Insel und möglicher Verbündeter der Spielercharaktere
Green, Alec (I1823): Inspektor , Untersuchender Vorgesetzter im Fall Haring, anwesend bei der Obduktion des toten Haring
Haddock, George (1835/1860 wiederbelebt/-1869): Arbeiter in den Docks, zweites Opfer der Wasserspritzen des Dr. Lawrence
Hallodale, Mark (I1833/1867 wiederbelebt): Constable, Polizist auf der namenlosen Insel
Hallway, Alan (I1813): Professor und Rektoratsmitglied des King’s College
Haring, Edward (1816/1856 wiederbelebt/-1869): der Appendizitispatient, Arbeiter bei der Pollux-Werft, verstorben
Lawrence, James Hesekiel (I1812): ehemaliger Professor am King’s College, Erfinder des Lebenselixiers
Lawrence, Johanna (1848/1856 wiederbelebt/-1869): die Tochter von James Hesekiel Lawrence
Lee-Arrow, Peter (I1842): Detective-Sergeant, Polizeifotograf, anwesend bei der Obduktion des toten Haring
Mallory, Oliver (1841-1869): Reporter der Times in Rochford, ermordet von Inselbewohnern
McMartigan, John (I1824): Professor und Rektoratsmitglied des King’s College
Potter, Cyril (1821-1857): der behandelnde Arzt von Dr. Lawrence nach dessen Unfall, ermordet von Inselbewohnern
Smith, Michael (I1847): der Postkurier, der einmal pro Woche auf dem Festland in der Nähe der namenlosen Insel vorbeikommt
Stanton, Thomas Elias (I1798): Professor i.R., ehemaliges Rektoratsmitglied zur Zeit Dr. Lawrence
Stich, Robert (1839 bzw. 1829/1858 wiederlebt/-1869): Arbeiter bei der Pollux-Werft, erstes Opfer der Wasserspritzen des Dr. Lawrence
Nils und Kathrin Rehm
Zugehöriges Kartenmaterial
Dieses Abenteuer wurde ursprünglich im Trodox Nr. 16 abgedruckt. Wir möchten uns bei der TX-Redaktion bedanken, daß wir es hier auf unserer Seite anbieten dürfen.
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